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Kindheit und Jugend als literarische Zielgruppen von 1900-1955.

Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank
Projektnummer: 10926

Projektleitung: Wynfrid Kriegleder
Projektmitarbeiter: Ernst Seibert, Susanne Blumesberger
Projektlaufzeit: September 2004 - Juli 2008 (Fortsetzung geplant)

Projektbeschreibung: Das Projekt setzt sich das Ziel, mit der Aufarbeitung der Kinder- und Jugendliteratur (KJL) aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erstmals in Österreich einen größeren Abschnitt in der Entwicklung dieser Literatursparten umfassend zu dokumentieren. Als Basis dieser Dokumentation dient eine bereits in Arbeit befindliche Datenbank, die in ihrem rein bibliographischen Teil über die Homepage der "Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteratur-Forschung" (ÖG-KJLF) für die Öffentlichkeit zugänglich sein und auch nach Abschluss des Projektes sukzessive erweitert werden soll. Die eigentliche wissenschaftliche Zielsetzung besteht jedoch darin, durch Autopsien der Primärliteratur sowie weiterer Quellen und Begleitschriften (Auswahllisten, Rezensionsorgane, relevante Artikel in pädagogische Zeitschriften, Antiquariatskataloge etc.) die vielfältigen Positionen dieses literarischen Sektors in Einzelstudien zusammenzufassen, sodass ihre kultur- und bildungspolitischen bzw. literaturpädagogischen Implikationen in einem systematisch gegliederten Aufriss darstellbar werden.
Der zu behandelte Zeitraum von etwa 50 Jahren entspricht dem Konzept der neueren, an der Universität Köln seit Jahrzehnten durchgeführten DFG-Projekte zur historischen KJL-Forschung, deren Ergebnisse bislang in vier im Metzler Verlag erschienenen umfangreichen Handbüchern (Vom Beginn des Buchdrucks bis 1570, 1570 bis 1750, 1750 bis 1800 und 1800 bis1850) vorliegen; ein weiteres Handbuch über den Zeitraum von 1850 bis 1900 ist in Köln derzeit in Arbeit. Mit dem auf Österreich und auf die Zeit 1900-1950 bezogenen Projekt soll erstmals auf der Basis österreichischer KJL-Bestände eine Grundlage zur historischen KJL-Forschung erarbeitet werden, die gleichzeitig eine kontinuierliche Weiterführung der methodisch sehr ausgereiften historischen KJL-Forschung in Deutschland darstellt.

In Rekonstruktionen literaturpädagogischer Szenerien soll erkennbar werden, welche Ideen (Ängste, Hoffnungen, Warnungen, Gebote, Verbote und Ideologien) durch literarische  Gestaltungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an Kinder und Jugendliche herangetragen wurden und in welchem Ausmaß diese Ideen tatsächlich Verbreitung fanden. Insofern diese Ideen immer auch von Erwachsenen mitgetragen wurden (Verleger, Pädagogen, Autoren, Illustratoren auf Seiten der Vermittler und Eltern als Rezipienten) bzw. das Zusammenleben von Generationen mitbestimmten, widerspiegeln sie ein breites Feld der Mentalitätsgeschichte bzw. einer bisher in Österreich noch kaum in Angriff genommenen Dimension der Literaturgeschichtsschreibung. Dabei sind die ideologischen Wandlungsprozesse von der Jugendbewegung um 1900 über das Ende der Monarchie, den Ersten Weltkrieg, die Erste Republik, den Zweiten Weltkrieg bis zur Begründung der Zweiten Republik in ihren an Kindheit und Jugend adressierten schulischen und außerschulischen Verbreitungsformen in exemplarischen Interpretationen zu beschreiben, sodass diese Literatursparten als sehr prägende Facetten des kulturellen Erbes im Sinne einer mentalitätsgeschichtlichen Realienkunde verstanden werden.

 

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