Logo der Universität Wien

Abstracts und CVs der KonferenzteilnehmerInnen

Stand v. 25.11.2014

Maren Ahlzweig (Düsseldorf):  Identitäts- und Alteritätskonstruktionen zweier zeitgenössischer Autoren aus Triest: Dušan Jelinčič und Pino Roveredo

Die triestinisch-julische Gesellschaft zeichnet sich aufgrund ihrer Geschichte durch ihre Transkulturalität und die damit verbundenen grenzüberschreitenden Denk- und Kulturformen aus, die in besonderen Maßen literarisch verarbeitet werden. Während die umfangreiche Literaturproduktion der Grenzstadt Triest allein in der kanonisierten Literatur einen besonderen Umfang unterschiedlicher Schriftsprachen repräsentiert, spielt die Frage der Identität eine scheinbar ewig währende Relevanz. In diesem Zusammenhang gewinnt die Tatsache, dass Sigmund Freud seine ersten Studien in Triest begann, an Bedeutung. In der triestiner Literatur ist dem Phänomen von Norm und Abweichung mit der Thematisierung der Psychoanalyse besondere Aufmerksamkeit geschenkt worden. Auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Triest mit dem Psychiater Franco Basaglia zum Motor einer besonderen und bisher europäisch einzigartigen Innovation: der Öffnung der Psychiatrie. Die Frage des Umgangs mit Alterität wurde nun öffentlich diskutiert und zeigte eine besondere Wirkung. Mit der Diskussion um das Recht auf individuelle Ich-Konstruktionen fernab allgemeingültiger kultureller Normvorstellungen musste in Triest die Frage nach Grenzziehungen zwischen Eigenem und Fremdem neu beflügelt werden. Anhand zweier zeitgenössischer triestiner Autoren soll in diesem Vortrag gezeigt werden, wie sich diese Innovationen auf Identitäts- und Alteritätskonstruktionen in der triestiner Literatur des 21. Jahrhunderts ausgewirkt haben.

Maren Ahlzweig studierte Germanistik und Romanistik an der Universität Bremen, der Universidad de Valencia (Spanien) und der Università di Bologna und war danach als wissenschaftliche Mitarbeiterin am romanistischen Institut der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf tätig, wo sie zur Zeit in dem internationalen Promotionsprogramm „Interkulturalität und Kommunikation“ zu dem Thema „Wahnsinn und Psychiatrie in italienischer und argentinischer Literatur“ promoviert.

Hans Richard Brittnacher (Berlin): Der tote Fetisch. Die Macht der Vergangenheit in George Saikos Auf dem Floß

Schon die Titel legen es nahe, George Saikos Auf dem Floß und Blumenbergs Schiffbruch mit Zuschauer aufeinander zu beziehen: Es sind Texte, in denen das Prekäre jeder Vergewisserung von Identität und Vergangenheit metaphorisch an das unsichere Element des Wassers gebunden ist. George Saikos großer Roman Auf dem Floß, ein Solitär der österreichischen Literatur, der bis heute nicht einmal ansatzweise die verdiente akademische Anerkennung erfahren hat, demonstriert die Quecksilbrigkeit jeder Auseinandersetzung oder Erinnerung an Österreich-Ungarn in einer doppelten Projektion: 1948 geschrieben, spielt die exzentrische Handlung in einer Zeit nach 1918, in der doch anachronistisch die Lebenswelt der (allmählich erodierenden) Donaumonarchie Vorkriegseuropas noch lebendig ist. An die Stelle jener nostalgischen Beschwörungen der vergangenen Welt der Habsburgermonarchie, wie sie die Romane Joseph Roths oder Lernet-Holenias anstimmen, tritt hier eine eigentümlich historisch verspiegelte, psycho-soziologische Autopsie des Untergangs. Denn so, wie es dem Roman gelingt, Gegenwärtiges, Vergangenes und Vorvergangenes ineinander zu spiegeln, so bringt er vor diesem schillernden historischen Kaleidoskop auch ein bizarres seelisches und soziales Psychodrama zur Anschauung, in dem bewährte kulturelle Ordnungsmuster konsequent subvertiert werden: Zwischen dem altadligen, degenerierten Freiherrn Alexander Fenckh und seinem bärenstarken Leibeigenen Joschko herrscht eine innige, fast libidinös geprägte, symbiotische Bindung, die jene von Hegel namhaft gemachte Herr-Knecht-Beziehung bekräftigt, aber zugleich auch sabotiert: Den vitalen Kuhirten, dem der Fürst sich so innig verbunden weiß, will er nach seinem Tod anstelle eines ausgestopften Wisents unter seinen Jagdtrophäen aufbewahren und zur Schau stellen: In der Verfügung über den toten Körper wird das historistische Phantasma der (musealen) Verfügung über den Fremden, das Andere, das Vergangene anschaulich. Zugleich wird es anarchisch gebrochen, weil die noch vitalere Marischka, geradezu das Klischee einer heißblütigen ,Zigeunerin’, und zugleich die verschmähte Geliebte des Fürsten, ihrerseits das Recht beansprucht, über die Leiche des Hirten zu verfügen – und damit einen an Mortifikation gebundenen Herrschaftsanspruch sabotiert. In dieser Kollision von Verführungs- und Opferansprüchen, denen der Roman eine ganze Reihe zwar weniger bizarre, aber gleichermaßen aufschlussreiche Konflikte an die Seite stellt, wird eine prekäre historische Situation gewissermaßen im Rückblick neu konfiguriert, indem die dominierenden kulturellen Leitdichotomien konsequent unterlaufen werden. Das hat Konsequenzen für den Hochmut der Moderne: Die mächtige Autorität des Vergangenen und eines immer noch vitalen, vom Fremden genährten Urtümlichen greift beständig nach einer Gegenwart, die auf einem schwankenden Floß die Zukunft zu gewinnen sucht. Der vielberufene ,magische Realismus’ hat in dieser Nekromantik des Vergangenen seine poetologische Begründung.

Hans Richard Brittnacher, Prof. Dr., lehrt am Institut für Deutsche Philologie der Freien Universität Berlin. Forschungsschwerpunkte: Intermedialität des Phantastischen; die Imago des Zigeuners in der Literatur und den Künsten; Literatur- und Kulturgeschichte des Goethezeitalters und des Fin de siècle. Zuletzt erschienen: Leben auf der Grenze. Klischee und Faszination des Zigeunerbildes in Literatur und Kunst (Göttingen 2012); Phantastik. Ein intermediales Handbuch (Mit-Hg., Stuttgart 2013).

Milka Car (Zagreb): Antagonismen und Differenzen. August Šenoas publizistische Tätigkeit in Wien 1864–1866

Ausgehend von der Frage nach transnationalen Spuren und transregionalen Erfahrungsräumen in August Šenoas Texten, die er in Jahren 1864–1866 in Zeitschriften Glasonoša und Slawische Blätter in Wien publiziert, soll die imperiale Konstellation rekonstruiert werden, der das nationale Projekt Šenoas entspringt. Analysiert werden publizistische Texte und Theaterschriften des Begründers des kroatischen historischen Romans und des vielseitigen Kulturvermittlers August Šenoa, die mit einem klaren nationalhomogenisierenden Zweck im Kontext der Österreichisch-Ungarischen Monarchie behaftet werden. Im Vortrag soll die Frage nach spezifischen kulturellen Kontaktzonen gestellt werden, die Legitimation und Kohärenz den kleinen europäischen Nationalbewegungen verleihen. Zugleich wird das Nationale erst durch die Abgrenzung von ihnen konturiert. Demnach ist Šenoas Literaturbegriff zu bestimmen, denn auch seine nichtfiktionalen Texte werden als sozial-symbolische Akte mit einer starken integrativen Funktion verstanden und zeugen vom Versuch, die kollektive Identität zwischen nationalen Mustern und hegemonialen Tendenzen bzw. Assimilationsstreben zu verorten. Auch in seinen programmatischen Texten ist ein essentialistischer Authentizitätsanspruch dominant, welcher die Etablierung der kroatischen Nation im 19. Jahrhundert aus einem lang anhaltenden Prozess agonaler Kräfte ableitet, womit die Problematik der kulturellen Differenz in einer traumatisierten Nation thematisiert wird.

Milka Car, Studium der Komparatistik und Germanistik an der Universität Zagreb. Seit 2000 am Lehrstuhl für Literaturwissenschaft der Abteilung für Germanistik der Philosophischen Fakultät Zagreb als Assistentin tätig, ab 2009 als Dozentin, ab 2014 als ao. Professorin. Magisterarbeit über die Rezeption der deutschsprachigen Dramatik im kroatischen Theater in Zagreb 1894–1939 (2003), Dissertation über den deutschsprachigen Dokumentarroman im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts (2008). Rezensentin deutschsprachiger Neuerscheinun­gen für das Dritte Programm des Kroatischen Rundfunks. Längere Studienaufenthalte in Wien und München. Forschungsschwerpunkte: Untersuchung der deutschsprachigen Dra­matik in Kroatien: rezeptionsästhetische und kulturwissenschaftliche Aspekte; Dokumentar­roman in der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts.

Enikő Dácz (München): Identitäts- und Alteritätskonstruktionen in einer literarischen Zeitschrift. Das Beispiel der Karpathen (1907–1914)

Die Fachliteratur stellt die vielfältige Tätigkeit von Adolf Meschendörfer als die eines Erneuerers der siebenbürgisch-sächsischen Literatur dar, der nach seiner Rückkehr nach Siebenbürgen den literarischen Anschluss an die europäischen Strömungen vollzog, während er nationale Traditionen weiterhin pflegte. Im Zeichen der von ihm geführten „Revolution“ stand die erste überregional bekannte und anerkannt siebenbürgisch-deutsche literarische Zeitschrift Die Karpathen, die auch im Bereich der interethnischen Beziehungen eine vermittelnde Rolle übernahm, indem sie die Vorstellung der Kulturen der miteinander lebenden Nationalitäten zu ihren wichtigsten Aufgaben zählte und sie durch transnationale Zusammenarbeit verwirklichte. Im Gegensatz zu den bisherigen Studien, die in dieser Hinsicht über die Erwähnung bzw. Inventarisierung der veröffentlichten ungarischen und rumänischen Übersetzungen kaum hinausgingen, untersucht der Vortrag die Wir- und die Anderen-Diskurse in mehreren, in der Zeitschrift veröffentlichten Gattungen (Lyrik, Kurzgeschichte oder Essay). Aufgrund ausgewählter Schriften wird nachgefragt, wie kontingente Wirklichkeitserfahrungen mit Hilfe von Tropen sowie Gattungsmustern in Identitätsvorstellungen transformiert wurden. Der Fokus liegt auf der simultanen Wirkung unterschiedlicher, sich auch widersprechender kultureller Sinnmuster, die besonders in Schriften über die zeitgenössische rumänische oder ungarische Literatur und Kultur zum Vorschein kommen, der performativen Struktur der Identität sowie den Nahtstellen von Fremd- und Selbstethnisierung. Darüber hinaus kommt den bildlichen Darstellungen der Anderen besondere Aufmerksamkeit zu.

Enikő Dácz, PhD, Studium der Germanistik und Anglistik an der Babeş-Bolyai Universität, 2009 Promotion in Germanistik an der Universität Szeged, 2009–2011 wissenschaftliche Forschungsassistentin an der Mitteleuropäische Fakultät der Andrássy Gyula Deutsch­sprachigen Universität Budapest, 2010–2011 Postdoc am Institut für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien, 2012–2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Donau-Institut an der Andrássy Universität, seit 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, München. Forschungsschwerpunkte: rumänisch-deutsch-ungarische interethnische Beziehungen in Siebenbürgen, sieben­bürgische Pressegeschichte am Anfang des 20. Jahrhunderts, Rumäniendeutsche Literatur im 20. und 21. Jahrhundert, Mittelalterrezeption, Gegenwartsrezeption des Nibelungenliedes (im deutschen und ungarischen Kulturraum).

Wladimir Fischer (Wien): Die Produktionsmittel der Differenz. Zur Technikgeschichte südslavischer literarischer Produktion in/durch Wien vor 1918

Literarische Alterität entsteht nicht von selbst. Sie wird auch nicht nur durch die Betrachtung des „Anderen“ konstruiert. Sie entsteht, wie andere soziale Phänomene auch, durch die Vernetzung von Akteuren. Die Präsentation versucht, die Entstehung von südslavisch-sprachigen Alteritäten in Wien zu rekonstruieren, indem nicht nur die Produkte literarischer Akteure betrachtet werden, sondern vor allem die Produktionsmittel, die sie verwendeten. Die „Anderen“ in Wien entwickelten seit dem späten 18. Jahrhundert eigene Infrastrukturen. Diese waren verwoben mit den Handels-, Transport- und Reiseinfrastrukturen in Zentraleuropa und darüber hinaus. Anhand verschiedener Orte und Netzwerke, in die südslavisch-sprachige Akteure sich und ihre Tätigkeiten einspeisen konnten, soll gezeigt werden, wie Differenz konkret funktioniert. Zum Abschluss werden Zusammenschlüsse, Produktionsstätten und Medien und ihre Vernetzung diskutiert werden.

Wladimir Fischer ist Historiker und forscht über Identitätsprojekte, in und aus Südosteuropa, in Wien und anderen Städten Zentraleuropas und Nordamerikas vom späten 18. bis zum späten 20. Jahrhundert. Forschungsschwerpunkte: Identitätsmanagement, Netzwerke, Kommunikation.

Endre Hárs (Szeged/Wien): „Emma“ alias „Emanuel“. In Geschlechterrollen kreuz und quer durch „Jókai-Ungarn“

„Jókai-Ungarn“, wie die Kulturhistorikerin Anna Fábri 1991 in ihrer sozialhistorischen Untersuchung über das Werk Maurus Jókais (1825–1904) behauptet hat, ist eine literarische Welt, in der sich – wenngleich mit vielen Brechungen – ein spezifisches und dennoch extensives Bild Ungarns im 19. Jahrhundert widerspiegelt. Denn „der ungarische Globus“ Jókais, so bereits Zsigmond Móricz 1922, ist „voll mit Millionen von Figuren und Farben, von Glanz und naivem, unwiderstehlichem Zauber“, und ist das ungeachtet dessen, dass solchem Lob immer auch Ironie und Kritik: Signale der Infragestellung des Literarischen sowie des ,Wahrheitsgemäßen’ beigemischt wurden. Der Beitrag sucht im genannten Reichtum literarischer Figuren und erschriebener sozialer Rollen nach Stellen, die die Suspendierung geschlechtlicher und sozialer Zuschreibungen nahelegen. Durch Neu- bzw. Nichtbesetzungen könnten, so die Arbeitshypothese, auch andere Dimensionen „Jókai-Ungarns“ und ein weiteres Argument für dessen Komplexität angeführt werden.

Endre Hárs, Dr. hab., Univ.-Doz. und Institutsleiter am Institut für Germanistik der Universität Szeged, im WS 2014/15 Gastprofessor für Hungarologie am Institut für Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Wien, Abteilung Finno-Ugristik; 2001–2003 Mitarbeiter des FWF-Forschungsprojekts „Herrschaft, ethnische Differenzierung und Literarizität. Fremd- und Selbstbilder in der Kultur Österreich-Ungarns (1867–1918)“; WS 2004/2005 Research Fellow im IFK Wien; 2005–2007 Humboldt-Forschungsstipendium an der Universität Konstanz; 2013–2014 Mitarbeiter des Humboldt-Forschungsprojekts „Die biologisch-kognitiven Grundlagen narrativer Motivierung“. Publikationen im Kontext des Vortrags: Vom Nutzen literarischer Sumpflandschaften. Technischer Fortschritt und Natursymbolik bei Mór Jókai (1825–1904). Erscheint in: Fata, Márta (Hg.): Melioration und Migration in der Habsburgermonarchie im Vergleich zu Preußen und anderen deutschen Staaten zwischen 1700 und 1850 (2015); Motivierung und Raum­narratologie. Jókais „Reise zum Nordpol“. Erscheint in: Horváth, Márta/Mellmann, Katja (Hg.): Die biologisch-kognitiven Grundlagen narrativer Motivierung (2015).

Tymofiy Havryliv (Lviv): Ein Migrant par excellence: Leben und Werk von Ivan Franko als Beispiel der Multiplexität

Ivan Franko (1856–1916) gilt als die wichtigste Figur der ukrainischen Kultur nach dem Nationaldichter Taras Ševčenko. Ohne ihn sind weder das nationale Narrativ noch der Kanon denkbar. Dabei sind sein Leben und Werk von ständigem Grenzgängertum und den Wanderschaften gekennzeichnet. Er schuf Werke in Ukrainisch, Polnisch und Deutsch, übersetzte seine „anderssprachigen“ Texte ins Ukrainische, wobei die Originale und die Selbstübersetzungen feine auf die jeweilige Kultur abgestimmten Differenzen aufweisen, und er träumte davon, ein erfolgreicher österreichischer (deutschsprachiger) Schriftsteller zu werden. Der Begriff „Migration“ wird ausgedehnt: Dieses Verfahren ermöglicht es, sowohl die gültigen Theorien als auch einen festkonnotierten Lebenslauf in neues Licht zu rücken. Der Beitrag setzt sich zum Ziel, Ivan Frankos Leben und Werk in seiner Multiplexität aufzuzeigen.

Tymofiy Havryliv, Schriftsteller, Übersetzer, Blogger, Kolumnist; Literaturtheoretiker und Literaturhistoriker; geb. 1971 in Ivano-Frankivs’k. Studium der Germanistik, Literatur­wissenschaft und Philosophie in Lviv, Studien- und Forschungsaufenthalte in Freiburg im Breisgau (1995, 1998). 1998 Promotion. 2009 Habilitation. Dozent an der Nationalen Ivan Franko Universität Lviv (1996–2003), Mitarbeit am Institut für Ukraine-Studien der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine (seit 2007). Gesamtukrainischer Literaturpreis „Blahovist“ (1996). Über 400 Publikationen. Mitarbeit bzw. Publikationen bei Frankfurter Rundschau, ORF, eurozine, IWM Working Papers, Lvivs’ka gazeta (Львівська газета), Zaxid.net, Zbruč, Bukvoid, Litakcent, Die Presse, Die Welt. Blogger bei Zaxid.net und Litakcent. Veröffentlichungen in ukrainischen und europäischen Literaturzeitschriften und Anthologien. Zahlreiche Beiträge zu den aktuellen Entwicklungen in der Ukraine. Forschungs- und Künstleraufenthalte im In- und Ausland, darunter im Rahmen des Franz-Werfel-Programms (1999–2001, Projekt „Literatur und Kunst des deutschsprachigen Expressionismus“), des Projektes „Poetik der Grenze“ (Graz 2002), „Writer in Residence“ (Wien 2003), des Paul Celan-Übersetzungsprogramms (2000, Projekt „Hans-Georg Gadamer. Gedicht und Gespräch. Ausgewählte Essays zur Poetik und Ästhetik eines literarischen Textes. Übersetzung ins Ukrainische, Einleitung und Kommentare“). Zahlreiche Übersetzungen, literarische Publikationen und wissenschaftliche Beiträge zur Literaturtheorie und Literaturgeschichte. Wissenschaftliche Bücher: Identitäten in der österreichischen Literatur des XX. Jahrhunderts (2008, in Deutsch); Form und Figur. Identitäten in der Literatur (2009, in Ukrainisch mit deutscher Zusammenfassung); Ein Entwurf zur Philosophie der Verwirrung (2011, in Ukrainisch mit deutscher Zusammenfassung).

Amália Kerekes (Budapest): Anachronistinnen.  Die Figur der Reporterin in der Budapester Presse zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Von den zahlreichen Dilemmata, die das Selbstverständnis und die soziale Akzeptanz der Journalisten um 1900 betreffen, scheint das Berufsbild des Reporters fast unberührt zu sein: Seine Position am unteren Ende der redaktionellen Hierarchie und das Ephemere seiner häufig anonym erschienenen Artikel mit einem an sich begrenzten Themenrepertoire haben seine Profilierung nur in den seltensten Fällen ermöglicht, meistens erst nach einem Quantensprung in Buchform. Der Vortrag wird diesen engen journalistischen Kreis mit seinem Fokus auf die frühen Vertreterinnen der Budapester Sozialreportage drastisch einengen, und zwar entlang zwei allgemeiner Fragestellungen. Einerseits soll in methodischer Hinsicht die nahezu verstörende Affinität des untersuchten Korpus zu den Grundeinsichten der cultural turns reflektiert werden, jene Beispielhaftigkeit der Texte, die in einer ersten Annäherung eher Antworten als offene Fragen bereithält. Die in den Reportagen leicht identifizierbaren klassischen Problemfelder der urbanen Modernisierung werden dabei auf jene Trans-Momente bezogen, die die Etablierung der Gattung als Modephänomen artikulieren und vor diesem Hintergrund, gelegentlich mit einem ironischen Seitenhieb auf die programmgebende frauenbewegte Publizistik, ihre Produktivität ermessen. Angesichts der divergierenden Einschätzung der Alternativen bzw. der Alternativlosigkeit der gesellschaftlichen Veränderungen wird andererseits die vielfältige und die besprochene Problematik unterschiedlich stark individualisierende und lokalisierende Prosapoetik der Reportagen behandelt, deren Spektrum von den Techniken der traditionellen Feuilletonnovelle bis hin zu den innovativen Formen der Montage reicht.

Amália Kerekes, Germanistin, Oberassistentin am Germanistischen Institut der Eötvös-Loránd-Universität. Arbeitsschwerpunkt: Presse- und Migrationsgeschichte in der Zwischenkriegszeit.

Edit Király (Budapest): Zu Nixe werden: Marie delle Grazie und die Donau

Marie delle Grazie war als Tochter eines italienischen Bergwerkdirektors und einer deutschen Mutter im Banat geboren. Sie war 10 Jahre alt, als sie nach dem Tod ihres Vaters nach Wien kam, wo sie ihre Schulen absolvierte und Schriftstellerin wurde. Wann entdeckte Sie das Exotische ihrer Herkunft als literarisches Thema? Wie wurde sie zu einer Autorin, die in Anthologien der neu erfundenen Banater deutschen Literatur publizierte? Wie konzipierte sie den Ort ihrer Herkunft und in welche topologischen Modelle fasste sie die Relation Wien–Banat in ihren autobiografisch inspirierten Romanen Donaukind und Eines Lebens Sterne? Wie schon im Titel angedeutet, wird hierbei ihren Donau-Entwürfen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Edit Király, Dr. habil., seit 1999 Oberassistentin am Germanistischen Institut ELTE Budapest; 1998 Promotion mit einer Dissertation über Heimito von Doderer in Wien; 2013 Habilitation über Donau-Diskurse im 19. Jahrhundert. 2001–2003 Mitarbeit am FWF-Projekt „Herrschaft, ethnische Differenzierung und Literarizität. Fremd- und Selbstbilder in der Kultur Österreich-Ungarns 1867–1918“, 2004–2006 am FWF-Projekt „Zentren/ Peripherien. Kulturen und Herrschaftsverhältnisse in Österreich-Ungarn 1867–1918”, 2006–2008 am Projekt der Volkswagen-Stiftung „Schleichwege: Inoffizielle Begegnungen und Kontakte sozialistischer Staatsbürger“. Übersetzung von Romanen und philosophischen Texten; Aufsätze zur deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts, zur Reiseliteratur des 19. Jahrhunderts und zu kulturwissenschaftlichen Themen.

Eva Krivanec (Berlin): Nomadische Berufspraxis und Attraktion der Großstadt. Transnationale Laufbahnen darstellender Künstlerinnen der Donaumonarchie um 1900

Dass das Berufsfeld der Schauspieler/innen und Artist/innen mit einem unsteten Lebenswandel verbunden ist, scheint selbstverständlich. Dies galt auch lange Zeit als Begründung für deren gesellschaftliche Ächtung und Ausgrenzung. Mit den gesellschaftlichen Transformationsprozessen der Moderne wird jedoch gerade diese Mobilität auch zur Projektionsfläche für neu entstehende Sehnsüchte und erfährt eine Aufwertung. Die ersten Stars sind hier nur der Gipfel eines generell hohen öffentlichen Interesses für darstellende Künstler/innen und ihren Lebenswandel. Doch was dieser Zwang zur beruflichen Mobilität für die Biografie der oft noch sehr jungen Bühnenkünstlerinnen bedeutete, wie es ihr Selbst­- und Weltver­ständ­nis beeinflusste und wie die Umzüge, Neuorientierungen und Unsicherheiten lebenspraktisch bewältigt wurden, ist bislang kaum Gegenstand (theater­)historischer Untersuchungen geworden. Im Vortrag sollen biografische Dokumente, Selbstzeugnisse und nicht zuletzt das bühnenkünstlerische Oeuvre von vier Schauspielerinnen bzw. Sängerinnen, die in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie geboren und aufgewachsen sind – Tilla Durieux (1880­1971), Julie Kopacsi (1867­–1957), Fritzi Massary (1882­–1969), Adele Moraw (um 1870­–1942) – und die alle mehrfach ihren Wohnort aus beruflichen (später auch aus politischen) Gründen wechselten, auf die Spuren dieser Reise-­ und Migrationserfahrung im Leben, Werk und Denken hin untersucht werden. Natürlich geht es hier nicht nur um die Person, sondern v. a. auch um die künstlerische Persona – also um die Verbindung von Selbstpräsentation in der und Rezeption durch die Öffentlichkeit, aber natürlich auch um Charakteristik und Gestaltung der Rollen. Bei der Auswahl der vier Schauspielerinnen habe ich bewusst verschiedene Bühnengenres berücksichtigt: Während Tilla Durieux als Ensemblemitglied von Max Reinhardt und später Mitstreiterin von Erwin Piscator zu den Vertreterinnen schauspielerischer Avantgarde gezählt werden kann, war Fritzi Massary einer der berühmtesten Berliner Revuestars, wurde später als Operettendiva gefeiert und ist mit anzüglichen Chansons berühmt geworden. Adele Moraw trat als Soubrette in Varietés auf und war v. a. in Großbritannien ein gefeierter Star, und Julie Kopacsi war Operettensängerin und wurde für ihre Wienerlied­-Interpretationen berühmt. Identität zeigt sich hier als etwas äußerst Fragiles, von vielen Seiten – von der darstellerischen Praxis ebenso wie von Ortswechseln und Neuanfängen – in Frage Gestelltes und lediglich situativ zu Bestimmendes. Die hier vorgestellten Schauspielerinnen gingen mit dieser Offenheit und Unentschiedenheit jedoch – auf sehr unterschiedliche Weise aber gleichermaßen – offensiv um und realisierten eine Freiheit, die für die meisten Frauen ihrer Generation außerhalb des Möglichen lag.

Eva Krivanec ist 2013–2016 Humboldt Post-Doc Fellow am Institut für Deutsche Literatur der Humboldt-Universität Berlin. Sie hat Theater- und Filmwissenschaft und Germanistik an den Universitäten Wien, Paris III und Coimbra (Portugal) studiert und 2009 mit einer Dissertation zum Theater im Ersten Weltkrieg in Berlin, Lissabon, Paris und Wien promoviert. Von 2006 bis 2013 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und als Univ.-Ass. (Post-Doc) am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien tätig. For­schungsschwerpunkte: Geschichte des Varietés, Geschichte der Populärkultur (19./20. Jh.), Metropolenkultur, Avant-Garden, Theater im Krieg.

Christoph Leitgeb (Wien): Transdifferenz und Psychoanalyse: Die Überschreibung Bertha von Pappenheims

Kann man „Kultur“ jenseits einer binären Oppositionslogik analysieren, die etwa zwischen „fremd“ und „eigen“ scharf trennt? Klaus Lötsch prägt für den Versuch, mehrfache kulturelle Übersetzungen und daraus entstehende Palimpseste zu beschreiben, den kulturwissenschaftlichen Begriff „Transdifferenz“. Obwohl sich der Begriff zunächst auf Texte zu beziehen scheint, kehrt darin unkommentiert ein Aspekt der Psychoanalyse wieder: Sigmund Freud beschreibt den archäologischen Charakter der psychoanalytischen Kur mit der Form des Palimpsests. Freud entwickelt das Bild des Palimpsests am Fall der Hysterikerin Anna O., die unter Symptomen wie Persönlichkeitsspaltung, willkürlichen Sprachwechseln und Aphasie leidet. Seine psychoanalytische Deutung der Symptome übersetzt zugleich die Lebensgeschichte der Wiener Jüdin Bertha Pappenheim, die ihrerseits auf die Vielfalt ihrer eigenen kulturellen Hintergründe bewusst mit „Übersetzungsarbeit“ reagiert hatte: sprachlich vom Jiddischen ins Deutsche, kulturell z.B. in Berichten aus Galizien für den jüdischen Frauenbund. Die in den USA lebende deutsche Schriftstellerin Uljana Wolf schließlich hat vor kurzem Pappenheims und Freuds Texte noch einmal palimpsestisch in ihre „schönste lengevitch“ übersetzt. Drei unterschiedliche Ebenen von Übersetzungsarbeit überlagern und beleuchten sich im Palimpsest dieser Texte wechselseitig. An ihm soll der heuristische Wert von „Transdifferenz“ erprobt werden und zugleich gefragt: Wie unterscheiden und überschneiden sich kulturtheoretisches Konzept und psychoanalytischer Ansatz?

Christoph Leitgeb, Dozent für neuere deutsche Literaturwissenschaft, Mitarbeiter am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, außerdem Lehrer für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Linz und Lehrbeauftragter am Institut für Germanistik in Salzburg. Früher Literaturkritiker für die Tages­­zeitung Der Standard, Mittelschullehrer sowie Lektor in Sheffield, Osaka und Olmütz. Forschungsschwerpunkte: Österreichische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts; Stilistik und Rhetorik; Literaturtheorie. Veröffentlichungen: Reisen über Grenzen in Zentraleuropa (Mit-Hg., Wien 2014); Mehrsprachigkeit in Zentraleuropa. Zur Geschichte einer literarischen und kulturellen Chance (Mit-Hg., Wien 2012); Barthes' Mythos im Rahmen konkreter Ironie. Literarische Konstruktionen des Eigenen und des Fremden (München, Paderborn 2008; zugleich Habilitation).

Siegfried Mattl (Wien): Virtuelle Reisen: kakanische Schauplätze im frühen Kino

Frühe „travelogues“ sind von Ambivalenzen geprägt. Einerseits stehen sie in einem kolonialen und imperialistischen Kontext, andererseits generiert das Medium Film eine kosmopolitane Ästhetik. Die verspätete Entwicklung einer österreichisch-ungarischen Filmindustrie bewirkt, dass zwar das Reise-Kino (noch unter dem Genre-Begriff „Naturaufnahme“) nach Indonesien oder zu den Polen führt, sich jedoch kaum dem naheliegenden Raum Kakaniens widmet. Erst mit der Gründung der Sascha-Film und deren „patriotischer“ Zielsetzung werden ausgewählte Regionen Gegenstand filmischer Präsentation. Da nur ein kleinster Teil der frühen Filme überliefert ist, wird es in einer ersten Annäherung um eine kartografische Erfassung der Schauplätze und daraus ableitbarer Schlüsse hinsichtlich der Signifikanz der Filme gehen. In einem zweiten Schritt soll das Potential des frühen Reisefilms anhand eines Sarajewo-Stadtporträts aus 1915 analysiert werden.

Siegfried Mattl, Dr. phil., Univ.-Doz. für Neuere Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte, Redaktionsmitglied der Zeitschrift zeitgeschichte, Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Gesellschaft, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte. Forschungsschwerpunkte: Visual History, Zeitgeschichte, Cultural Studies, Urban Studies.

Alexandra Millner (Wien): Transdifferenz.  Zur literaturwissenschaftlichen Instrumentalisierung eines soziologischen Konzepts im Hinblick auf die deutschsprachige Literatur Österreich-Ungarns

Das Konzept der Transdifferenz basiert auf einem dynamischen Identitätsmodell, das die Interdependenz diverser sozialer Kategorien wie Geschlecht, Ethnie und soziale Schicht berücksichtigt und unter dem Terminus der Intersektionalität zuerst in der US-amerikanischen Geschlechterforschung der 1980er Jahren Anwendung fand. Momente der Transdifferenz transzendieren das Modell allerdings, da sie temporäre Überschreitungen jener Grenzziehungen umfassen, welche sozialen Kategorien bzw. Zugehörigkeiten inhärent sind, auch wenn diese als veränderbar aufgefasst werden. Für die Analyse und Interpretation literarischer Texte lässt sich das Konzept der Transdifferenz insofern fruchtbar machen, als die literarischen Figurenkonstruktionen hinsichtlich ihrer interdependenten sozialen Kategorien, deren habituelle Dominanzen sowie verstörenden temporären Abweichungen, untersucht werden können. Auf die deutschsprachige Literatur von Migrantinnen Österreich-Ungarns angewandt, ermöglicht der Vergleich mit literarischen Vorlagen die analytische Erfassung von Abweichungen, die sich als subkutane Formen gesellschaftspolitischer Kritik lesen lassen. In der Summe ergibt sich retrospektiv die allmähliche Herausbildung von Gegendiskursen, die sich gegen literarische Stereotypisierungen und darin fixierte soziale Ungleichheiten richtet.

Alexandra Millner, Dr.phil., Studium der Germanistik und Anglistik in Wien und Aberdeen, Literaturwissenschaftlerin und -kritikerin, Lehrbeauftragte der Universität Wien, Dramaturgin. 1994–1997 Lektorin an der Università degli Studi di Roma Tre, Mitarbeit an den FWF-Projekten „Herrschaft, ethnische Differenzierung und Literarizität. Fremd- und Selbstbilder in der Kultur Österreich-Ungarns 1867–1918“ (2004–2006) und „Zentren/ Peripherien. Kulturen und Herrschaftsverhältnisse in Österreich-Ungarn 1867–1918” (2006–2008), seit 2012 Elise Richter-Stipendiatin (FWF) am Institut für Germanistik der Universität Wien mit einem Habilitationsprojekt über „Transdifferenz in der Literatur deutschsprachiger Migrantinnen in Österreich-Ungarn“. Mitherausgeberin der Albert Drach-Werkausgabe. Publikationen (Auswahl): Moderne. Kulturwissenschaftliches Jahrbuch 4 (2008): Migration (Mit-Hg.); Grenzen und Räume in der Habsburger Monarchie von 1867 bis 1918 (2010, Mit-Hg.); Die Entsetzungen des Josef Winkler (2014, Mit-Hg.).

Magdolna Orosz (Budapest): Gender- und ethnische Stereotypien in der Operette der k.u.k.-Monarchie

Als publikumswirksame Gattung der Populärkultur hatte die Operette in der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie teilweise den Massengeschmack bedient, zugleich aber auch in leicht konsumierbarer Form Fragen aufgeworfen, die verschiedene kulturelle Diskurse bewegten: Soziale und politische Spannungen konnten so unterschwellig und subversiv ausgetragen werden. Dabei kamen in den Operetten ethnische Kontroversen und auch Geschlechterprobleme zum Vorschein, welche die Handlung und/oder die Figurenkonstellationen bestimmten und von der Musik getragen und mitgestaltet wurden. Anhand einiger Beispiele sollen Einblicke in die Kultur der Epoche gewährt werden, um differenziertere Einsichten in die Spezifika dieser Gattung zu ermöglichen.

Magdolna Orosz, Literaturwissenschaftlerin, Professorin für Neuere deutsche Literatur und Leiterin des Lehrstuhls für deutschsprachige Literaturen an der ELTE Budapest. Forschungsschwerpunkte und zahlreiche Aufsätze zu: Literatursemiotik, Intertextualität, Narratologie, Goethezeit, Frühe Moderne, Intermedialität um 1900. Herausgeberin der Buchreihen „Budapester Studien zur Literaturwissenschaft“ (Peter Lang Verlag), „Mű-helyek“ [Werk-Stätten] (Gondolat Verlag Budapest). Wichtige Publikationen: Intertextualität in der Textanalyse (1997); Identität, Differenz, Ambivalenz. Erzählstrukturen und Erzählstrategien bei E.T.A. Hoffmann (2001); „Az elbeszélés fonala“. Narráció, intertextualitás, intermedialitás [„Der Faden der Erzählung“. Narration, Intertextualität, Intermedialität] (2003); „Az utánzott idegen nyelvű kézírás“. Mű és alkotás E.T.A. Hoffmann elbeszéléseiben [„Die nachgemalte Handschrift in einer fremden Sprache“. Kunstwerk und künstlerisches Schaffen bei E.T.A. Hoffmann] (2006); Identität – Erzählen – Erinnerung. Studien zur deutschsprachigen und ungarischen Literatur 1890–1935 (in Vorbereitung).

Ingrid Puchalová (Košice): Von Gänseblümchen zur Weltdame. Literarische Gestaltung des Alltags in den Texten von deutschschreibenden Autorinnen aus dem Gebiet der heutigen Slowakei um 1900

Im Blickpunkt des Vortrags steht die literarische und publizistische Produktion der deutschschreibenden Frauen um 1900, die dem Gebiet der heutigen Slowakei entstammten. Meine Forschungsintention richtet sich auf die Texte von Bertha Katscher (1860 Trentschin – 1903 Budapest), Emma Seltenreich (1851 Leutschau – 1918 Leutschau), Cäcilie Jacobs (1846 Wettelkamm – 1902 Rozhanovce) und Else Grailich (1880 Albrechtsfeld – 1969 Bratislava). Die moderne germanistische Literaturgeschichtsschreibung hat die belletristischen und kulturhistorischen Texte slowakisch-deutscher Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die sicher von unterschiedlicher Qualität sind, bisher zu wenig zur Kenntnis genommen und beachtet. Literarische Texte werden im Vortrag als spezifische Formen kultureller Repräsentation verstanden, die die Praktiken sozialer Gruppen demonstrieren und kommentieren, und als Medium kultureller Reflexion und Interpretation. Dabei wird davon ausgegangen, dass die aus dem Gebiet der heutigen Slowakei stammenden Autorinnen (die meisten von ihnen waren mehrsprachig) deutsche, österreichische, ungarische, slowakische und tschechische Einflüsse reflektieren, Bertha Katscher auch englische. Ausgehend von Genderstudien und philosophischen und literaturtheoretischen Perspektiven auf das Thema des Alltags sollen einerseits unterschiedliche Dimensionen des Alltäglichen andererseits Weiblichkeits- und Männlichkeitsentwürfe untersucht werden, welche auf verschiedene Weise die sozialen Formationen in allen Zeiten bestimmen. Gesucht werden Antworten auf die Fragen wie z. B., wie Frauen miteinander umgehen, welche Sprache sie sprechen, welches Selbstbewusstsein sie innerhalb der Gesellschaft entwickelt haben und wie dieses Selbstbewusstsein in der Struktur und Sprache des Textes reflektiert wird, kurz, wie Frauen sozialisiert werden.

Ingrid Puchalová, PaedDr. PhD., studierte Germanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2009 promovierte sie an der Comenius-Universität Bratislava über den Medea-Mythos in der deutschen Literatur nach 1945. Sie lehrte deutsche Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte an den Universitäten Prešov und Košice. Seit 2008  leitet sie den Lehrstuhl für Germanistik an der Pavol-Jozef-Šafárik-Universität Košice. Ihre Forschungs­schwerpunkte sind deutsche und österreichische Literatur vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, Frauenliteratur, deutsche Literatur außerhalb des deutschsprachigen Raums. Sie ist Mitherausgeberin mehrerer wissenschaftlichen Sammelbände und Publikationen, u. a.: Neuere deutsche Literatur für Einsteiger I. Vom Barock bis zur Romantik. Basiswissen. (2013). Eine Studie zur deutschsprachigen Frauenliteratur aus dem Gebiet der heutigen Slowakei sowie eine Anthologie dazu stehen kurz vor Abschluss. Ingrid Puchalová ist Autorin und Regisseurin mehrerer Fernsehdokumente und Rundfunkfeatures.

Irena Samide (Ljubljana): „ist auf dem Gebiete der Frauen-sache thätig“: Alterität und Transdifferenz bei Luiza Pesjak (1828–1898)

Die deutsch-slowenische Dichterin, Publizistin, Übersetzerin, Genre-Autorin und Literaturvermittlerin Luiza Pesjak (auch Pessiak; geb. Crobath; 1828–1898), stellt prototypisch das Konzept der Transdifferenz, des „sowohl-als-auch-Prinzips“ dar: Pesjak, aus einer gutbürgerlichen, gebildeten Familie stammend, schrieb zuerst auf Deutsch und erst seit der Mitte der 1860er Jahre, nachdem sie des Slowenischen mächtig geworden war, auch auf Slowenisch. Vor dem Hintergrund ihrer Pluriidentität und Bilingualität wird im Beitrag die traditionelle, national- und linguazentrisch orientierte Literaturgeschichtsschreibung in Frage gestellt. Obwohl Pesjak etliche Texte parallel in beiden Sprachen verfasste, einen bedeutenden Briefwechsel mit tonangebenden Intellektuellen der Zeit auf Deutsch führte und ihre von den Literaturkritikern hochgelobte Sammlung, Kinderlieder Ins Kinderherz (1885), nur auf Deutsch veröffentlicht wurde, wird sie in der slowenischen Forschung konsequent als slowenische Dichterin behandelt. Es wird daher im Beitrag versucht, ihre deutschsprachigen Texte zu demarginalisieren, ihr Schreiben im Kontext der Transdifferenz zu positionieren sowie auf ihre bedeutsame Rolle im männlich dominierten Literaturbetrieb der Zeit aufmerksam zu machen.

Irena Samide, Univ.-Doz. Dr., Studium der Komparatistik und Germanistik an der Philosophischen Fakultät in Ljubljana, Slowenien. Studien- und Forschungsaufenthalte in Wien, Berlin und München. Freiberufliche Übersetzerin und Publizistin, seit 2003 Assistentin, seit 2012 Dozentin für neuere deutsche Literatur an der Philosophischen Fakultät in Ljubljana. Schwerpunkte: Literatur der Romantik, Schreiben von Autorinnen, Deutsch-slowenische Wechselbeziehungen, Literaturdidaktik, Kanonisierung, Geschichte des Deutsch- und Literaturunterrichts in Slowenien.

Tamara Scheer (Wien): Nationalitätenfrage und Sprachenvielfalt in der k.u.k. Armee (1868–1914)

Die österreichisch-ungarische, auch gemeinsame oder k.u.k. Armee genannt, war nach dem Ausgleich mit Ungarn 1867 als einzige Institution verblieben, die im gesamten Raum des Habsburgerreiches wirksam wurde. Im Jahr nach dem Ausgleich, welcher durch die Einsetzung zweier auf bürgerlichen Grundrechten basierenden Verfassungen begleitet wurde, erfolgte die Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht. Die militärischen Planer sahen sich nunmehr Staatsbürgern gegenüber, die nach der österreichischen Verfassung das Recht erhielten, in ihrer Sprache in der Armee ausgebildet zu werden. Insgesamt kannte die k.u.k. Armee 11 bzw. 12 solcher Ausbildungssprachen, meist Regimentssprachen genannt. Mit diesem komplexen System verfolgte die Armeeführung das Ziel neben einer effizienteren Ausbildung, auch das Wir-Gefühl und die Loyalität gegenüber dem Reich zu heben. Tatsächlich scheint es, dass – nicht unbedingt aufgrund der Unzufriedenheit der betroffenen Soldaten – die Auswirkungen des Systems eine andere Richtung einschlugen. Zum einen konnte es nie perfekt funktionieren, weshalb die Kritik daran v. a. in der Öffentlichkeit Nationalitätenvertreter aufgriffen, die Ausbildung nach Sprachen machte die Einteilung in sprachlich und damit meist ethnisch homogene Gruppen notwendig, und durch die im Alltag benützte Sprache bildeten sich nationale (Regiments-)Traditionen erst aus. Meine Präsentation wird diese Tendenzen v. a. anhand der Selbstzeugnissen (Tagebüchern, Memoiren, Romane) von Offizieren auswerten, da diese sich zum Einen als Reibebaum zwischen den Wünschen der Armeeführung und den Soldaten (und der politischen Öffentlichkeit) verstanden, zum Anderen als Übertragungsstelle von oben nach unten fungieren mussten. Ihre Reaktion war häufig auch durch ganz persönliche (Karriere-)Motive geleitet. Die hohe Mobilität der Offiziere – eine Karriere endete meist erst nach etwa 10 verschiedenen Garnisonen verteilt überall in der Monarchie – macht ihre Zeugnisse zu einem ergiebigen Untersuchungsobjekt, da sie häufig auf Vergleichen einzelner Nationalitäten basieren.

Tamara Scheer, Dr., Studium der Geschichte an der Universität Wien, seit 2009 Lehre an der Universität Wien, 2010–2012 Postdoc an der Andrássy Universität Budapest, 2014/15 Gastwissenschafterin am Trinity College Dublin und am European University Institute Florenz, seit 2012 Leitung des Forschungsprojekts „Die Sprachenfrage in der k.u.k. Armee als Teil der Nationalitätenfrage in der Habsburgermonarchie“ (1868–1914) am Ludwig Boltz­mann Institut für Historische Sozialwissenschaft. Monografien: „Minimale Kosten, absolut kein Blut!“. Österreich-Ungarns Präsenz im Sandžak von Novipazar (1879–1908) (Frankfurt u. a. 2013); Die Ringstraßenfront – Österreich-Ungarn, das Kriegsüberwachungs­amt und der Ausnahmezustand während des Ersten Weltkriegs (Wien 2010), Zwischen Front und Heimat: Österreich-Ungarns Militärverwaltungen im Ersten Weltkrieg (Frankfurt u. a. 2009).

Agatha Schwartz (Ottawa): Juliane Déry: Zwischen Kulturen und Identitäten

In meinem Vortrag werde ich das Leben und das Werk von Juliane Déry unter den Aspekten von Transkulturalität, Hybridität und mit Hilfe der Affekttheorie (Susan Ahmed) untersuchen. 1864 in Baja (Südungarn) als Julianna Deutsch geboren, als ungarische Jüdin aufgewach­sen, mit der Familie (wahrscheinlich im Alter von 16 Jahren) nach Wien ausgewandert, wo die Familie den Namen wechselte und sich katholisch taufen ließ, trat Juliane Déry 1888 mit der erfolgreichen Novelle Meine Braut in die deutschsprachige literarische Öffentlichkeit. Gelobt von keinem anderen als Karl Emil Franzos, wurde sie später für ihre „Radikalität“ und Nähe zum Naturalismus von demselben kritisiert. Dérys Leben und Karriere zwischen Baja, Wien, München, Paris und schließlich Berlin (wo sie am Karfreitag 1899 Selbstmord beging) hinterließen verschiedene Einflüsse in ihrem Werk (weswegen sie manchmal des Epigonen­tums bezichtigt wurde), doch lässt sich vorwiegend ihre Vorliebe für Gender-Themen und eine scharfe Kritik der sozialen Hierarchien feststellen (weswegen eine intersektionelle Analyse ihrer Werke am meisten angebracht scheint). Der ständigen Alterität ausgesetzt („mysteriöse Sphynx“; „Ungarnmädel mit einem herrlichen Zigeunerwesen“), versuchte Déry, sich zwischen diesen angehefteten Bildern zu behaupten, wobei sich ihre Hybridität als transkulturelles kreatives weibliches Subjekt einerseits und ihre Wut wegen der nimmer enden wollenden Gender- und Klassenungleichheiten andererseits in ihren Werken spiegeln.

Agatha Schwartz ist Full Professor im Department of Modern Languages and Literatures, University of Ottawa, Kanada. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Literatur und Kultur der Jahrhundertwende, darunter The Third Shore: Women’s Fiction from East Central Europe (Mit-Hg., 2006); Shifting Voices: Feminist Thought and Women’s Writing in Fin-de-Siècle Austria and Hungary (2008); Gender and Modernity in Central Europe: The Austro-Hungarian Monarchy and its Legacy (2010); Gender and Nation in Hungary Since 1919 (Mit-Hg., 2014)und Shaking the Empire, Shaking Patriarchy: The Growth of a Feminist Consciousness; Across the Austro-Hungarian Monarchy (Mit-Hg., in Vorbereitung).

Ernst Seibert (Wien): Die periphere Genese der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur vom Fin de siècle bis zur Ersten Republik

Wenn man in der Frage nach Klassikern der KJL (Kinder- und Jugendliteratur) die National­literaturen sichtet, wird man zahlreiche geläufige Kinderfiguren von Alice bis Nils Holgerson und von Pinocchio, Heidi und Mowgli bis zum kleinen Prinzen nicht nur aus dem Gedächtnis abrufen, sondern auch ihrer Herkunft nach zuordnen können. Österreich scheint hier mit einem Defizit in einer Ausnahmeposition. Tatsächlich gibt es aus dem gleichen Zeitraum eine Reihe von bekannten AutorInnen-Namen zu nennen, wie Marie von Ebner-Eschenbach, Franz Molnar und Felix Salten, die mit Kinder- und Jugendbüchern verbunden sind. Ergänzt durch nicht ganz so bekannte AutorInnen von Emma Adler über A. Th. Sonnleitner bis Hermynia Zur Mühlen festigt sich der Eindruck, dass die Entstehung der österreichische KJL von LiteratInnen getragen wurde, die fast durchwegs aus der Peripherie der Monarchie stammen. Dieser Befund soll mit einer Reihe von Einzeluntersuchungen verifiziert werden.

Ernst Seibert, geb. 1946 in Salzburg, Mag. et Dr. phil., Univ.-Doz., Projektarbeiten in Zusammenarbeit mit dem „Internationalen Institut für Jugendliteratur und Leseforschung“ in Wien, 1997–1999 Projektmitarbeit am DFG-Projekt „Handbuch zur Kinder- und Jugendliteratur“ an der Univ. zu Köln, 1999 Begründung der „Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung“ und deren Vorsitzender bis 2013. Hrsg. der Fachzeitschrift „libri liberorum“ und der Schriftenreihe „Kinder- und Jugendliteraturforschung in Österreich“. 2005 Habilitation für Neuere deutsche Literatur an der Universität Wien mit Kindheitsmuster in der österreichischen Gegenwartsliteratur (2005); zahlreiche Publikationen u. a.: Themen, Stoffe und Motive in der Literatur für Kinder und Jugendliche (2008).

Katalin Teller (Budapest/Wien): „Der heißblütige Dalmatiner“. ReiseschriftstellerInnen in Dalmatien und Bosnien

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts boten sich Dalmatien und Bosnien den Reiseschriftstellern und Reiseschriftstellerinnen der Habsburgermonarchie als beliebte Destinationen an, sei es aus beruflichen oder familiären Gründen. Der Vortrag will anhand der Berichte und belletristischen Bearbeitungen der Reisen von Olga Meraviglia, Paul Maria Lacroma (Ps. für Marie Edle von Egger-Schmitzhausen), Mara Čop-Marlet (Ps. für Marie Berks), Robert Michel und Adolph Schmal vier Fragen vergleichend nachgehen: Inwiefern greift in diesen Fällen die These von Bernd Wiese, der zufolge um die Jahrhundertwende sich das „Zweite Jahrhundert der Entdeckungen“ ankündigte, indem sich neue koloniale, mediale und massentouristische Entwicklungen in der Art und Weise des Reisens spürbar machten, und wie stark hielt sich noch die Tradition der Bildungsreisen des 18. Jahrhunderts in diesen Texten? Welche unterschiedlichen diskursiven Strategien des Exotisierens und des ethnografischen Erzählens lassen sich in den als Belletristik bzw. als Reisebericht vorgelegten Bearbeitungen ausmachen? Inwiefern können Klassen-, Geschlechts- und nationale Zugehörigkeiten als Ausschlag gebend für die abweichenden Diskursivierungsmethoden verantwortlich gemacht werden?

Katalin Teller, geb. 1973, Studium der Germanistik und Slavistik an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest, nach Forschungsaufenthalten in Sankt-Petersburg, Konstanz und Wien Promotion in deutscher Literaturwissenschaft im Jahr 2007, 2006–2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Deutschsprachige Literaturen der ELTE, seit 2009 assoziierte Professorin am Lehrstuhl für Ästhetik der ELTE. 2007–2012 Redaktionsmitglied der Internet­plattform kakanien revisited, zahlreiche Projektbeteiligungen, zuletzt am Projekt „Transdif­ferenz in der Literatur deutschsprachiger Migrantinnen in Österreich-Ungarn” und „Metropolis in Transition, Wien – Budapest 1916–1921”. Forschungsschwerpunkte: urbane Populärkultur in Wien und Budapest um die Jahrhundertwende und in der Zwischenkriegszeit.

Ruth Whittle (Birmingham, UK): Gedanken zum „Unkraut“ im „Garten“ der Marie von Ebner-Eschenbach: Aus Franzensbad. 6 Episteln von keinem Propheten (1859) und die Kurzgeschichte Das tägliche Leben (1908)

Die beiden im Titel genannten Werke – das eine von einer jungen und das andere von einer gealterten und von so manchem enttäuschten Frau – wurden wenig rezipiert, und das nicht von ungefähr: Unterzieht man sie einer genaueren Lektüre, so wird klar, dass Ebner-Eschenbach in ersterem sehr früh etwas zum Kanon und der Abwesenheit von Frauen darin zu sagen hat, also zu einem Thema, das in den 1850er Jahren von Frauen nicht zu diskutieren war, und dass sie in letzterem die großen feministischen Fragen nicht endgültig geklärt hat. Ebner-Eschenbachs Rezeption neigt dazu, ihr Werk in einer „gärtnerischen Ordnung“ (Lösch) zu begreifen, die das dem Arrangement Fremde und Widerständige, also Löschs „Unkraut“, immer wieder verschweigt. Ich möchte diskutieren, inwiefern sich die Kritik aber an diesen beiden Titeln mehr „abarbeiten“ könnte, einerseits um Ebner-Eschenbachs Bewusstheit zum Thema Kanon klarer zu würdigen, und andererseits um zuzulassen, dass die letztliche Nichtlösung feministischer Fragen sie gerade nicht zu einer facilen oder angepassten Autorin macht. Die Lektüre der genannten Werke soll dabei nicht nur einen differenzierteren Blick auf Ebner-Eschenbach vermitteln, sondern es soll auch diskutiert werden, inwieweit meine Leseweise für die Diskussion einer Reihe anderer, nicht kanonisierter Autorinnen im österreichisch-ungarischen Raum fruchtbar sein könnte.

Ruth Whittle, Dr., ist Germanistin an der University of Birmingham (GB), wo sie als Senior Lecturer forscht und lehrt. Ihr Spezialgebiet im neunzehnten Jahrhundert sind Frauen und deren Darstellung, besonders in der Literaturgeschichte. 2013 wurde ihr Buch Gender, Canon and Literary History von de Gruyter veröffentlicht. Außerdem interessiert sie sich für die pädagogischen Aspekte des Fremdsprachenerwerbs und für universitäre Internationalisierung.

Institut für Germanistik
Universität Wien
Universitätsring 1
A-1010 Wien
T: +43-1-4277-421 01 bis 07
F: +43-1-4277-9 421
E-Mail
Universität Wien | Universitätsring 1 | 1010 Wien | T +43-1-4277-0