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Anna Morawetz

Diplomarbeit: Gehörlose Figuren in der deutschsprachigen Literatur hörender AutorInnen

Konzept

Im Gegensatz zu bereits in der Antike präsenten blinden Figuren erweist sich die Suche nach gehörlosen ProtagonistInnen als bedeutend schwieriger. Dies gilt besonders für den deutschsprachigen Raum. Aufgrund des aktuellen Forschungsstandes soll eine erste Annäherung an das literarische Motiv der Gehörlosigkeit, ohne Nivellierung seiner Besonderheiten, über jenes der Blindheit erfolgen, nicht zuletzt deswegen, weil in der Literatur selbst immer wieder ein gegeneinander Abwägen dieser Sinnesbeeinträchtigungen erfolgt und es sich bei beiden um sogenannte "unsichtbare Behinderungen" handelt.
Wo kommt Gehörlosigkeit literarisch vor? Welche gehörlosen ProtagonistInnen finden sich und welcher Part wird ihnen zugewiesen? Wie sind die Figuren gestaltet und konnotiert? Wie erfolgt die Kommunikation (Lautsprache, Gebärdensprache etc.)? Welche historischen Entwicklungen und pädagogischen Konzepte liegen zugrunde? Welche Wortwahl und Metaphern werden bedient? Welcher Blickwinkel wird gewählt und welches Menschenbild (defizitär, ressourcenorientiert) steht im Vordergrund?
Darüber hinaus soll ein besonderes Augenmerk auf das Drama gelegt bzw. die Kombination Theater und Gehörlosigkeit in Betracht gezogen werden. Die visuelle und die sprachliche (in der Regel lautsprachliche) sind zwei das Theater maßgeblich prägende Ebenen. Welches Potential ergibt sich aus der Kombination Theater und Gehörlosigkeit, die einerseits mit gewohnten Kommunikationsformen bricht, andererseits neue Möglichkeiten eröffnet? Wird eine alternative Kommunikationsform abseits der lautsprachlichen gefunden? Welche Potentiale birgt der Einsatz von Gebärdensprachen, die als visuell gestische Sprachen den Raum nützen und, ohne dazugehörige Schriftsprache, visuell tradiert werden?
Neben diesen, durchaus auch visionär gedachten Betrachtungen, sollen ausgewählte deutschsprachige Stücke im Bezug auf ihre gehörlosen Figuren im Detail untersucht werden.

 


Ao. Univ.-Prof. Mag.
Dr. Pia Janke
Institut für Germanistik
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