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Petra Schwer

Masterarbeit: Die Darstellung der Frauenliebe in der zeitgenössischen
österreichischen Literatur am Beispiel von Helga Pankratz und Karin Rick

Abstract

Um die von mir ausführlich besprochenen Werke der beiden zeitgenössischen Autorinnen Helga Pankratz und Karin Rick in einen sozial- und literarhistorischen Kontext zu betten, gibt meine Arbeit einleitend einen kurzen Überblick über verschiedene Definitionen der Frauenliebe, erläutert die soziale und rechtliche Situation Frauen-liebender-Frauen in Österreich im 20. Jahrhundert und erwähnt einige wichtige Werke österreichischer Autorinnen seit der Jahrhundertwende (Janitschek, Urbanitzky, Bachmann, Kräftner, Haushofer, Jelinek, Merkel, Czurda, Kneifl, Schachinger), in denen lesbische Liebe am Rande bzw. ausführlich thematisiert wird.
Im Zentrum meiner Arbeit stehen alle mir bekannten epischen Werke der beiden ersten österreichischen Autorinnen, sich offen als Lesben bzw. Bisexuelle deklarieren und sich seit den 1980ern (Pankratz) bzw. 1990ern (Rick) dezidiert mit der erotischen Liebe zwischen Frauen beschäftigen. Ausführlich werden die Figuren, ihre sexuelle Identität, ihre Liebesbeziehungen, ihre Sexualität und auch ihr Leben in der lesbischen Gemeinschaft bzw. in der noch immer homophoben Mehrheitsgesellschaft analysiert.
Der Vergleich mit den vor 1980 erschienen Werken zeigt deutlich, dass die von den beiden zeitgenössischen Autorinnen dargestellten Figuren enorm von der Frauen- und Lesbenbewegung der 1970er und 1980er Jahre, die das Lesbischsein nicht mehr als Sünde oder als angeborene Krankheit, sondern als alternativen, feministischen Lebensstil definierte, profitieren. Die Figuren, die zum Großteil in der urbanen Subkultur verkehren, können sich in einer relativ toleranten Gesellschaft frei bewegen, was aber nicht heißt, dass sie nicht mehr
mit Homophobie konfrontiert werden und ihre Liebe zu Frauen nicht mehr stigmatisiert wird.
Die auf ihre sexuelle Identität stolzen Frauenfiguren haben ohne Scham- und Schuldgefühle gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen, die allerdings nicht alle feministischen Wunschvorstellungen entsprechen, weil sie – insbesondere bei Rick - nicht frei von psychischer Gewalt und Machtungleichgewicht sind. Während sich Pankratz bei der Darstellung der Sexualität an das feministische Dogma von der liebevollen, sanften und zärtlichen Erotik hält, zeigt Rick sehr unverschämt und explizit verschiedene erotische Spielarten, darunter auch lieblose Affären und den bei Feministinnen so verpönten Sadomasochismus.
Es ist zu wünschen, dass sich in der Zukunft noch viele österreichische Autorinnen mit diesem bisher sträflich vernachlässigten Thema befassen.

Diplomarbeit


Kolloquium für DiplomandInnen und DissertantInnen
Mi 13.45-15:15 Uhr
Seminarraum I

 

Ao. Univ.-Prof. Mag.
Dr. Pia Janke
Institut für Germanistik
Universität Wien

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