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Susanne Reither

Diplomarbeit: Prekäre Arbeitsverhältnisse von Frauen in der deutschen Gegenwartsliteratur

Abstract

Die vorliegende Diplomarbeit setzt sich mit prekären Arbeitsverhältnissen von Frauen in der deutschen Gegenwartsliteratur auseinander. Die sozialwissenschaftliche Kategorie Geschlecht ist die Grundlage für zahlreiche Benachteiligungen von Frauen in der Arbeitswelt. Die unterschiedlichen Einkommensverhältnisse zwischen Männern und Frauen machen nur einen Teil  der strukturell vorgegebenen Schlechterstellung von Frauen aus. Für sie stellt vor allem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein beinahe unüberwindliches organisatorisches Problem dar. Berufstätige Mütter sind aufgrund dieser Schwierigkeiten häufig mit prekären Situationen konfrontiert.Im Zentrum dieser Diplomarbeit steht eine werkimmanente Vorgangsweise. Sie basiert auf zwei Theorieteilen: der erste beschäftigt sich mit dem Begriff der Prekarität, der historischen Entwicklung von Arbeit sowie mit prekären Arbeitsverhältnissen von Frauen. Das zweite Kapitel setzt sich mit den theoretischen Grundlagen rund um die Begriffe Trivialliteratur, Unterhaltungsliteratur und Belletristik auseinander. Im Hauptteil der Arbeit, in der Literaturanalyse, wird ein Werk der so genannten Unterhaltungsliteratur einem Roman der so genannten Hochliteratur gegenüber gestellt. Die Grundthese dieser Diplomarbeit geht davon aus, dass die Art der Darstellung weiblicher Arbeitsverhältnisse davon abhängt, in welchem Genre darüber berichtet wird. Die Analyse von Hera Linds „Das Weibernest“ unterstreicht die These, dass das verwendete Genre maßgeblich an der Festschreibung der traditionellen Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern beteiligt ist. In diesem Roman ist die Hauptprotagonistin eine alleinerziehende Mutter, die ohne jegliche Schwierigkeiten ihren Alltag meistert. Prekäre Arbeitsverhältnisse existieren nicht und die vorkommenden Frauen sind bessere Comic-Figuren, die, ohne größere Blessuren zu erfahren, ihren Alltag bestreiten. In Kathrin Rögglas Roman „wir schlafen nicht“ herrschen hingegen ausschließlich prekäre Arbeitsverhältnisse vor. Die Darstellungen zeigen, dass Prekarität im Sinne von Unsicherheit alle Lebensbereiche der ProtagonistInnen durchzieht. Prekarität wird in diesem Zusammenhang auch nicht nur als ein Begriff der Arbeitswelt gesehen, sondern als ein Phänomen der Auflösung. In Rögglas Roman lösen sich Kategorien wie Zeit, Raum, Privat- und Berufsspähre, Sprache und Genre auf. In der von ihr gezeichneten Welt zählt nur mehr Leistung.

The current undergraduate theses is about the representation of women’s precarious working conditions in German Modern Literature. The socio-cultural category gender is the basis for discrimination against women at the working place. The differing income between men and women is just one part of the institutionalized disadvantaging of women. For them the coordination of job and family is a nearly insurmountable organisational problem. Because of these difficulties, working mothers are often confronted with precarious situations.This theses consists of a comprising theoretical background and a text-based analysis of two literary texts: the first chapter discusses the term ‘precarity’, the historical development of work, and women’s precarious conditions of work. The second chapter examines basic terms such as the light novel, popular fiction and the belles-lettres. The third and main part of this theses consists of a literary analysis where a light novel is contrasted with a piece of work from so-called High Literature. The main assumption of this theses is that the portrayal of women’s working conditions is dependent on the genre in which women are written about. The analysis of Hera Lind’s ‘Das Weibernest’ supports the assumption that genre is a major factor in the traditional allocation of sex/gender roles. In this novel the female protagonist is a single mother who manages everyday problems without any difficulties. Precarious working conditions are not mentioned and the appearing women are rather comic-characters who face day-to-day challenges without any serious harm. However, in Kathrin Röggla’s novel ‘wir schlafen nicht’ precarious working conditions predominate. The author’s portrayal shows that precarity (in  the sense of uncertainty) runs through all areas of life. Thus, precarity is not only seen as affecting the world of work. It becomes a phenomenon of dissolution. In Röggla’s novel categories like time, space, private- and working-sphere, language, genre and the ascription of gender roles dissolve. In her poetically drawn world only performance counts.

Diplomarbeit


Ao. Univ.-Prof. Mag.
Dr. Pia Janke
Institut für Germanistik
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