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Viola Neubauer

Diplomarbeit: Zum Heimatbegriff bei Herta Müller – Weibliche
Heimat?

Abstract

In vorliegender Arbeit beschäftige ich mich mit dem Begriff ‚Heimat‘ bei Herta Müller. Sie gliedert sich in einen theoretischen und einen analytischen Teil. Die zentrale These lautet, dass ‚Heimat‘ für Herta Müller nicht mehr als einen Mythos darstellt, gegen den es sich zu richten gilt. In diesem Sinne wird deshalb zu Beginn versucht, den Begriff allgemein zwischen Utopie, Ideologie und Mythos zu verorten. Nun ist Herta Müller nicht die erste Autorin, die Kritik an ‚Heimat‘ betreibt. Ihr Werk lässt sich vielmehr als rumäniendeutsche Ausprägung der zunächst in Österreich entstandenen Anti-Heimat-Literatur betrachten. Um dies belegen zu können, wird dem analytischen Teil eine allgemeine Einführung in die Geschichte und Merkmale der Anti-Heimat-Literatur vorangestellt. Dem analytischen Teil vorangehend findet sich zudem eine Betrachtung der Affinitäten und Parallelen zwischen den Werken österreichischer Anti-Heimat-Literaten und Herta Müllers.
Weiter interessiert die Frage, inwiefern die Darstellung bei Herta Müller eine spezifisch weibliche Form der Anti-Heimat bedeutet. Da die Mythen von ‚Heimat‘, Weiblichkeit, Natur sowie Weiblichkeit als Natur untrennbar miteinander verknüpft sind, zeigt die häufige Ausblendung dieses Aspekts von einem blinden Fleck in der Forschung. Die Zielsetzung vorliegender Arbeit liegt auch darin, einen Beitrag zu dieser in jüngerer Zeit vermehrt aufkommenden Diskussion zu liefern. Ein eigenes Kapitel beschäftigt sich deshalb mit der Darstellung der Verbindungslinie und ihrer Tradierung in der Heimatliteratur und ihrer Dekonstruktion in der Anti-Heimatliteratur. Im textanalytischen Teil folgt die Spezifizierung dieser allgemeinen Einführung in Hinblick auf die Konzeption und Destruktion weiblicher ‚Heimat‘ bei Herta Müller. Dabei wird insbesondere der Frage nach dem Beitrag, den die Frauenfiguren zum Erhalt dieser ‚Heimat‘ und ihrer gesellschaftlichen Ordnung leisten, nachgegangen und wie Herta Müller diesen Beitrag thematisiert. Die Heimatliteratur, auf die sich Herta Müllers Anti-Heimat-Literatur konkret bezieht, ist jene des banat-schwäbischen Raums. Exemplarisch werden deshalb Vergleiche zwischen den Werken des bekannten banat-schwäbischen Heimatliteraten Adam Müller-Guttenbrunn und Herta Müllers  angestellt. Dieser Vergleich fällt umso spannender aus, als hier die Sichtweisen und Schreibweisen nicht nur zweier LiteratInnen aufeinanderprallen, sondern auch zweier unterschiedlich sozialisierter Generationen und Geschlechter. Hier wird dem männlich sozialisierten und dominanten Blick des Heimatliteraten die kritische Sichtweise einer Autorin gegenübergestellt, welche die Machtverhältnisse innerhalb der Gesellschaft kritisch zu analysieren und subtil zu unterminieren weiß. Von ‚Heimat‘ als männlicher Imagination zum Mythos ‚Heimat‘ bei Herta Müller: Die Entwicklungslinie auch als ein Weiterschreiben innerhalb eines dynamischen Diskurses  zu betrachten, dieser Betrachtungsweise verschreibt sich vorliegende Arbeit.

Diplomarbeit

 

 


Ao. Univ.-Prof. Mag.
Dr. Pia Janke
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