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Eva Luzia Preindl

Masterarbeit: „Jede Personenhaftigkeit ist VOLLKOMMEN verloren […].“ Analyse der Figurenkonzepte in Werner Schwabs Coverdramen

Konzept

Das dramatische Werk des früh verstorbenen österreichischen Schriftstellers Werner Schwab umfasst insgesamt fünfzehn Dramen, die unter den Titeln „Fäkaliendramen“, „Königskomödien“, „Dramen III“ und „Coverdramen“ ediert wurden. Letztere wurden erstmals 2009 gesammelt in einem Band herausgegeben in der Konstellation: „DER REIZENDE REIGEN nach dem Reigen des REIZENDEN HERRN ARTHUR SCHNITZLER“, „Faust :: Mein Brustkorb : Mein Helm“, „Troiluswahn und Cressidatheater“ und „Antiklimax“.
Wie die Titel (mit Ausnahme des letzten, den ich nicht behandeln werde) indizieren, greift Schwab hier auf bestehende Dramen(stoffe) von Schnitzler, Goethe und Shakespeare zurück, überführt sie in den Schwabschen Kosmos und schreibt sie auf seine ganz eigene Weise neu. Von literaturwissenschaftlicher Seite wurde den „Coverdramen“ im Vergleich zu den anderen Dramen Schwabs bisher wenig Beachtung geschenkt. In meiner Masterarbeit werde ich mich den spezifischen Schreibweisen Schwabs annähern und erfassen, wie das „Covern“ bei ihm zu verstehen ist.
Über eine vergleichende Analyse der Figurenkonzepte von Original und Cover soll herausgearbeitet werden, wie Schwab die jeweilige Vorlage „parasitär bef[ä]ll[t]“ (so Schumacher in seinem Nachwort zur Droschl-Ausgabe). Meiner These zufolge geben die Originale einen Schwerpunkt in der Figurengestaltung vor, den Schwab potenziert und „aufladet, bis [er] halt irgendwie explodiert“, wie Schwab generell in Bezug auf seine Schreibpraxis erklärt. Die Typen aus Schnitzlers Reigen, die wie Zähne eines Zahnrades ineinandergreifen und sich wieder trennen, werden im „Reizenden Reigen“ einer umfassenden Mechanisierung unterworfen und mit „abschraubbaren Geschlechtsteilen“ bzw.
„austauschbaren Muttern“ versehen. Die goethesche Faust-Figur, die als das Sinnbild des abendländischen Menschen gelesen werden kann, transformiert Schwab in ein sein/das Ich in Frage stellendes Dividuum, dessen Vorstellungen die anderen Figuren entspringen. In „Troiluswahn und Cressidatheater“ betreibt der Autor ein Spiel mit der Rolle als einem konstitutiven funktional-theatralen Element, das schließlich zu dessen Zerreißung führt.
Ob auf körperlicher, geistiger oder funktionaler Ebene, Schwab dekonstruiert mittels seiner eigentümlichen Sprache und intertextuellen Schreibverfahren, die zu eruieren und zu beschreiben sein werden, die dramatische Einheit Figur.
Die Tendenz zur Auflösung einer klar umrissenen Subjektposition in Theatertexten ist vor allem bei den als solchen deklarierten Schriftstellern des „postdramatischen Theaters“ (wie Elfriede Jelinek, Peter Handke, René Pollesch) wahrzunehmen. Diese Arbeit soll daher letztlich auch ein Versuch sein, Werner Schwab in diesen Kontext einzuordnen.


Ao. Univ.-Prof. Mag.
Dr. Pia Janke
Institut für Germanistik
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