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Anja Keßler

Diplomarbeit: Romandramatische Textverhältnisse. Untersuchung von Gattungsübertragungen am Beispiel der Romandramatisierung Berlin Alexanderplatz nach Alfred Döblin von Frank Castorf

Abstract

Im Zuge der Postdramatik, welche sich im vergangenen Jahrzehnt als theatrale Form auf der Bühne etablierte und die Hierarchie des Theatertextes gegenüber anderen Bühnen- und Theaterelementen in Frage stellte, hat sich in jüngster Vergangenheit besonders ein Trend auf den deutschsprachigen Theaterbühnen herausgezeichnet: Die Inszenierung von Romanen für die Bühne. In Folge der Romandramatisierung ist der Theatertext nach Form und Inhalt nicht mehr ein dramatischer Text und der historischen Trias von Lyrik, Epik und Dramatik zuzuordnen, sondern verlangt nach einem neuen Verständnis auf Gattungs- und Bedeutungsebene. Frank Castorf, Regisseur, Intendant und Autor an der Berliner Volksbühne spezialisierte sich in seiner Theaterarbeit auf die Adaptierung von Romanen.
Für eine Untersuchung der Übertragungsmomente durch den Gattungswechsel ist nicht nur die Kategorisierung der Gattung Romandramatisierung in der gattungshistorischen Trias zwischen Roman und Drama erforderlich, sondern auch eine Untersuchung der Theaterästhetik Castorfs und seiner zur Dramatisierung ausgewählten Grundlagentexte. Die hier analysierte Bühnenfassung basiert auf Alfred Döblins Roman Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf. Zwischen den beiden Autoren werden viele Parallelen in ihrem Ästhetischen Verfahren durch die Untersuchung ersichtlich.
Eine dritte Komponente in der Analyse von Romandramatisierungen bildet die konkrete Textanalyse zur Verdeutlichung der Prozesse durch die Gattungsübertragung.

Die zeitgenössische Dramenanalyse steht hier vor dem Problem,  der Romandramatisierung angemessene Analysekriterien zu finden. Da für ein adäquates Analysemodell die aristotelischen Grundkonzepte eines Dramas für den entstandenen Text als unzureichend erklärt werden, fordert die Romandramatisierung nach einer Erweiterung der klassischen Dramenanalyse. Im Kontext der Theaterästhetik Castorfs, die sich zwischen dramatischem und postdramatischen Theater bewegt, ist die Hinzuziehung postdramatischer Stilmittel vonnöten. In der Textanalyse der Romandramatisierung werden somit die Kriterien Text, Sprache, Figur und Körper, Geschichte und Handlung, Raum und Zeit und ergänzend die Komponente der Postdramatischen Intermedialität untersucht.

Diplomarbeit


Kolloquium für DiplomandInnen und DissertantInnen
Mi 13.45-15:15 Uhr
Seminarraum I

 

Ao. Univ.-Prof. Mag.
Dr. Pia Janke
Institut für Germanistik
Universität Wien

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