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Ulrike Koch

Diplomarbeit: Sprache und Gewalt in den dramatischen Texten der Wiener Gruppe

Abstract

Die vorliegende Diplomarbeit zeigt, inwiefern Sprache und Gewalt miteinander verbunden sind und wie sich diese gegenseitige Durchdringung und Bedingung in den dramatischen Texten der Wiener Gruppe manifestiert.
Sprache ist nicht einfach nur ein Kommunikationsmittel, sondern mit ihr kann auch gehandelt werden. Dies ist die Grundthese von John L. Austins Werk How to do things with words. Darin zeichnet Austin nach, wie mit Hilfe von Sprache gehandelt werden kann und welche Voraussetzungen dazu erfüllt sein müssen. Judith Butler hat die Idee der Performanz aufgegriffen und in ihrem Werk Hate speech gezeigt, dass mit Sprache nicht nur gehandelt, sondern mit der Sprache ein Mensch auch diffamiert, beschämt, erniedrigt und verletzt werden kann. Sprache und Gewalt sind demnach zwei eng miteinander verbundene Phänomene. Sprache führt dazu, dass einem Subjekt Identität verliehen wird und gleichzeitig kann durch die Sprache das Subjekt in ihrer/seiner Identität erniedrigt oder sogar diese Identität in Frage gestellt werden.
Die Wiener Gruppe setzt sich in ihren Texten mit der Sprache auseinander. Die Autoren reflektieren wie die Sprache in der Gesellschaft verwendet wird, welche Machtmomente ihr innewohnen und inwiefern Sprache und Gewalt miteinander verknüpft sind. Mit ihren dramatischen Texten übt sie Kritik am konventionellen Theater. Sie durchbrich die Zuschauer_innenerwartungen und zeigt, wie Macht nicht nur durch physische Gewalt ausgeübt wird, sondern auch durch Grammatik und Semantik.
Anhand der oben skizzierten Theorie werden in Folge die dramatischen Texte der Wiener Gruppe analysiert. Dabei beziehe ich neben Stücken, die sowohl sprachliche als auch physische Gewalt thematisieren, auch Werke mit ein, die sich mit der Kommunikation der Menschen an sich auseinandersetzen. Außerdem wird in dieser Arbeit die Rolle von Einsagenden und Vorsagenden diskutiert, die durch Ansagen Menschen dazu bringen, ein bestimmtes Verhalten an den Tag zu legen. Den Abschluss bilden jene Stücke, in denen Sprache nur mehr eine untergeordnete Rolle spielt und die Gewalt, vor allem die Gewalt gegen die Sprechwerkzeuge des Menschen, dominiert.

Die Sprache wird analytisch betrachtet. Der Inhalt tritt in den Hintergrund. Die Mechanismen der Sprache und deren Wirkung werden untersucht. Ein wichtiges Instrument ist der Körper. Die Sprachbetrachtungen der Wiener Gruppe untersuchen wie das Individuum durch die verschiedenen Institutionen geprägt, manipuliert und teilweise auch zerstört wird. Dabei spielt die Schwierigkeit der Konversation eine große Rolle.

Diplomarbeit


Kolloquium für DiplomandInnen und DissertantInnen
Mi 13.45-15:15 Uhr
Seminarraum I

 

Ao. Univ.-Prof. Mag.
Dr. Pia Janke
Institut für Germanistik
Universität Wien

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