NOTWENDIGE VERSCHRÄNKUNGEN: POSTCOLONIAL-QUEER. Postkoloniale Theorien und Queertheorien im Dialog mit deutschsprachiger Literatur. Zu den Wechselwirkungen theoretischer Erkenntnisse und literarischer Erkundungen
Projektteam 2006-2012:
Leitung: Anna Babka
Assistenz: Julia Malle
MitarbeiterInnen: Ursula Knoll, Gerald Posselt, Matthias Schmidt
Kurzinformation zum Projekt Deutsch/Englisch
Während gendertheoretische Fragestellungen innerhalb der deutschsprachigen germanistischen Literaturwissenschaft einen gewissen Grad an Institutionalisierung erreicht haben, erfahren Queertheorien und postkoloniale Theorien erst in jüngster Zeit gesteigerte Aufmerksamkeit. Von dieser Feststellung ausgehend setzt sich das Forschungsvorhaben zum Ziel, eine literaturwissenschaftliche Methode und Lektürestrategie zu erarbeiten, die Queertheorien und postkoloniale Theorien verschränkt und auf innovative Weise zueinander in Beziehung setzt. Queertheorien und postkoloniale Theorien werden im Hinblick auf das gegenseitige Bedingungsverhältnis von kultureller und sexueller Differenz ausgelotet und literarisch erkundet.
Entfaltet wird die Theoriearbeit anhand paradigmatischer Lektüren. Die Lektüre literarischer Texte und die Theorieimpulse treten in ein oszillierendes Verhältnis zueinander mit dem Ziel, einen dynamischen Raum von Wechselwirkungen zwischen theoretischen Erkenntnissen und literarischen Erkundungen zu eröffnen. Entlang von zentralen Konzepten wie Identität, Alterität, Hybridität, Zentrum/Peripherie und Dritter Raum wird die Diskussion und Reflexion der Verschränkung von sexueller und kultureller Differenz produktiv. Ausgehend von der These der Proliferation von Differenzen und der damit im Zusammenhang stehenden wichtigen Verbindung differenztheoretischer Ansätze soll versucht werden, die Figuren und Begriffe der Hybridität, wie sie u.a. von Homi Bhabha entwickelt wurden (vgl. z.B. der ‘Dritte Raum’, die ‘Brücke’, das ‘kulturelle Treppenhaus’) auf andere Art in den postkolonialen, gender- und queertheoretischen Diskurs wieder einzuschreiben und sie so für die germanistische Literaturwissenschaft produktiv zu machen.
Im literarischen Fokus des Wechselspiels stehen deutschsprachige Texte, die die Zusammenhänge zwischen patriarchalen und ‚kolonialen’ Machtdiskursen thematisieren sowie die Konstruktion und Produktion geschlechtlicher und kultureller Identitäten zugleich beschreiben und performieren. Im Hinblick auf eine aussagekräftige Bandbreite werden aus der Vielfalt der möglichen thematischen und zeitlichen Rahmungen – sowohl im Gestus einer chronologischen als auch einer systematischen Ordnung – u.a. folgende Themen ausgeführt: „Fremdwahrnehmung und Selbstentwurf, Beschreibung und Modellierung von Geschlecht in der Reiseliteratur des 19. Jahrhunderts bei Ida Pfeiffer und Ida von Hahn-Hahn“ – „Der Orient als diskursiv-geographische Konstruktion und Projektionsfläche fremdkultureller Differenz und homoerotischen Begehrens bei Franz Kafka“ – „Aspekte von Postkolonialität und Geschlecht bei Ingeborg Bachmann“ – „Postkoloniale Raum- und Figurenkonstellationen bei Barbara Frischmuth“ – „Literarische Ver- und Entortungen, Verhandlungen von Kultur und Geschlecht bei Dimitré Dinev und Anna Kim“.
Whereas questions of gender already play a significant role within German Literary Criticism, queer theories and postcolonial theories have attracted attention only recently. Taking this into account this research project aims to develop a specific methodology and reading strategy that interconnects queer theories and postcolonial theories in an innovate way. Queer theories and postcolonial theories are grounded and explored from a literary perspective with respect to the mutual interdependency of cultural and sexual difference. This theory-based study unfolds itself on the basis of paradigmatic readings. The readings of literary texts and the theoretical impulses both enter in an oscillating relation with the aim of openening up a dynamic space of interaction between theoretical insights and literary exploration.
The discussion and reflection of the intertwinement of sexual and cultural difference becomes productive along central concepts like identity, alterity, hybridity, center/periphery and ‘third space’. Starting from the thesis of the proliferation of differences and, hence, of the important interconnection of theories of difference, the project tries to rethink the central concepts of queertheoretical and postcolonial approaches – as developed by Homi Bhabha (cf. ‘third space’, ‘the bridge’, ‘the cultural staircase’) – in order to re-inscribe them into the postcolonial and queertheoretical discourse rendering them useful for German Literary Criticism.
In the literary focus of the interplay stand texts in German language that both thematically address the connections between patriarchal and colonial discourses of power and describe and perform the construction and production of gender identities and cultural identities within the texts at the same time. In view of a meaningful and convincing spectrum of literary texts and taking into account both the possible thematic as well as the chronological frames, the following themes will be carried out: „Perceiving the ‘self’ and the ‘other’, description and modelling of gender in the travelogues of the 19th century” with Ida Pfeiffer and Ida von Hahn-Hahn“ – „The Orient as discursive and geographic construction and projection area of cultural difference and homoerotic desire with Franz Kafka“ – „Aspects of postcoloniality and gender with Ingeborg Bachmann“ – „postcolonial figurations of space and literary character’s constellation with Barbara Frischmuth“ – „Literary situatedness and dislocation, negotiations of culture and gender with Dimitré Dinev und Anna Kim“.
Publikationen und Veranstaltungen im Rahmen der 'Notwendigen Verschränkungen' siehe bei den entsprechenden Rastern.
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