Albert Drach Werke. Studienausgabe
FWF-Projekt (P16032)
Projektleitung: Ingrid Cella
Projektlaufzeit: 36 Monate (01.02.2003-31.01.2006)
Endbericht: Durch die vom Wissenschaftsfonds geförderte und seit dem Jahr 2002 im Zsolnay-Verlag erscheinende Werkausgabe Albert Drachs konnte die Präsenz dieses Autors, der 1988 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet wurde, bedeutend gefestigt werden. Bereits die bisher vorliegenden Bände haben die Voraussetzung dafür geschaffen, daß Drach der ihm gebührende Platz in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur eingeräumt wird.
Das Konzept einer kommentierten Leseausgabe, das nicht nur die Bedürfnisse der literaturkritischen Wissenschaft, sondern auch einer interessierten Leserschaft erfüllt, hat sich bewährt. Albert Drach, der als Jude verfolgt wurde, um dann im französischen Exil unter schwierigsten Bedingungen zu überleben, bevor er sich 1947/48 zur Rückkehr entschloß, hatte als Autor jahrzehntelang unter seiner Vertreibung aus der Heimat und den schwierigen Remigrations- Verhältnissen zu leiden.
Der im Österreichischen Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrte
Nachlaß, in dem sich Dokumente der Produktions- und Rezeptionsbedingungen im Exil und im geschichtsverdrängenden Wiederaufbau-Österreich finden, konnte von der Projektmitarbeiterin, die diesen Nachlaß aufgearbeitet hat, für die Ausgabe fruchtbar gemacht werden. Außer dem Kriminalprotokoll "Untersuchung an Mädeln", liegt nun auch Drachs autobiographisch fundiertes Werk, bestehend aus dem Roman der Zwischenkriegszeit "Z.Z. Das ist die Zwischenzeit", dem Emigrationsbericht "Unsentimentale Reise" und dem Tagebuchroman "Das Beileid", komplett vor. Ein Gedichtband, in dem erstmals Drachs umfassendes poetisches Oeuvre erfaßt wurde, ist druckfertig und enthält außer den "Entblößungen" seiner Jugendjahre, auch die im Exil entstandenen, meist gereimten "Erbarmungen" sowie die "Ermordungen", in denen er die Verfolgung durch die Nationalsozialisten, in meist reimlosen Kurzgedichten thematisiert.
"Die zahlreichen Umschreibungen" in Drachs Werk "verlangen nach einem Kommentar" (Wendelin Schmidt-Dengler im Nachwort zu "Z.Z. Das ist die Zwischenzeit", Zsolnay: 2003, S. 386). Drachs Bedeutung resultiert nicht zuletzt daraus, daß er sowohl in seinem autobiographisch fundierten wie in seinem fiktiven Werk eine eigene Sprache für die Erfahrung der Verfolgung gefunden hat: den "Protokollstil", in dem nicht alle, aber einige seiner epischen Werke verfaßt sind. In diesem Stil protokolliert er systematisch und methodisch gegen seine Helden, die immer auch Opfer sind. Durch ein erzählendes Nachwort und einen wissenschaftlichen Kommentar wird dem zeitgenössischen Publikum Drachs so bedeutendes wie sperriges Werk im persönlichen und historischen Kontext zugänglich gemacht.
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