Anton Kuh (1890-1941): Bio-bibliographische Grundlagensicherung
FWF-Projekt (P18162)
Projektleitung: Johann Sonnleitner
Projektmitarbeiter: Walter Schübler
Projektlaufzeit: 24 Monate (01.08.2005-01.08.2007)
Projektbeschreibung: Werk und Biographie des jüdischen Publizisten Anton Kuh (Wien 1890-1941 New York) bündeln literarhistorisch wie literatursoziologisch relevante Themen in einer Weise, daß sie von einer österreichischen Literaturgeschichte nicht übergangen werden können. Entgegen der verniedlichenden Rezeption im Zeichen anheimelnder Donaumonarchie-Nostalgie ("Kaffeehausliterat") war Anton Kuh ein streitbarer Gesellschaftsanalytiker und -kritiker, der in den renommiertesten Wiener, Prager und Berliner Zeitungen und Zeitschriften unentwegt vor Kleingeisterei und Chauvinismus warnte. Chronologisch gelesen, nehmen sich seine Essays, Polemiken, literatur- und kulturkritischen Feuilletons aus wie ein Index der Zeit - der sich noch dazu durch die erstaunliche Dauerhaftigkeit dieser tagesaktuellen Momentaufnahmen auszeichnet - und ergeben in ihrer Gesamtheit über zweieinhalb Jahrzehnte die Folie, vor der sich die gesellschaftlichen Konturen der Belletristik von Habsburgermonarchie, Erster Republik und Ständestaat zeichnen lassen.
Ziel des Projekts ist es, ein über vier Dutzend Periodika verstreutes Oeuvre, das trotz einiger (inzwischen zumeist wieder vergriffener) Sammelbände nur zu einem Bruchteil zugänglich und das in seiner Vielfalt und sprachlichen Qualität einzigartig ist, mit einer erschöpfenden Bibliographie zu sichern und monographisch aufzuarbeiten - mit der Perspektive einer längst überfälligen Anton-Kuh-Werkausgabe.
Auf der Basis des interdisziplinär - geschichts- und literaturwissenschaftlich, inklusive Methoden der "Oral History" - gewonnenen bio-bibliographischen Materials entsteht eine Biographie (die erste zu Anton Kuh), die sich dezidiert von dem absetzen wird, was das hybride Genre an Marktgängigem hervorbringt. Im Gegensatz zur konventionellen Biographik mit ihren kausalen Kurzschlüssen und ihrer suggerierten "Handlungslogik" setzt sie auf einen reflektierten Umgang mit dem spärlichen lebensgeschichtlichen Material, das im Lichte moderner Autor-Konzepte bzw. "-konfigurationen" und des Inszenierungscharakters des Lebens (etwa Bourdieus Habitus-Konzept) präsentiert wird.
Die monographische Einzelstudie - Werk und Leben eines der brillantesten Köpfe der österreichischen Publizistik der Zwischenkriegszeit eingebettet in die politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen und kulturellen Verhältnisse - versteht sich als Ergänzung zu österreichischen Literaturgeschichten sowie - dringend geboten - zur österreichischen Exilforschung und zum erzwungenen Cultural Exodus.
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