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Diskurse des Kalten Krieges

FWF-Projekt (P22579)

Projektleitung: Günther Stocker
Projektmitarbeiter: Stefan Maurer, Doris Neumann-Rieser, Desiree Hebenstreit
Projektlaufzeit: 36 Monate (01.12.2010-30.11.2013), Verlängerung bis März 2014

http://kk-diskurse.univie.ac.at/

Das Fehlen politischer Themen und eine programmatische Abwendung von der Zeitgeschichte werden bis heute als Charakteristika der österreichischen Literatur zwischen 1945 und 1966 betrachtet. Die Literaturwissenschaft geht von einer "Polarisierung" der Literatur in eine moderne, sprachexperimentelle Linie einerseits und eine formal konservative Linie andererseits aus. Diese These bestimmt den Blick zurück und hat zur Folge, dass zahlreiche Romane, Erzählungen etc., die nicht in dieses Schema passen, von der Germanistik unbeachtet geblieben sind, denn es gab in der Nachkriegsliteratur sehr wohl eine Auseinandersetzung mit politischen Themen, zumeist freilich an den Rändern des literarischen Geschehens, abseits der dominierenden Strömungen, in wenig renommierten Genres oder bei Autorinnen und Autoren, die nie in den Kanon der österreichischen Literatur Eingang gefunden haben.
Das hier vorgeschlagene Projekt wird auf der Basis dieser vergessenen Texte einen neuen Blick auf die Literatur zwischen 1945 und 1966 werfen und dabei seinen Fokus auf die für diese Epoche so zentralen Diskurse des Kalten Krieges richten. Impulse dazu kommen aus der Geschichtswissenschaft, wo die Beschäftigung mit dem Kalten Krieg in den letzten Jahren durch das Ende des weltweiten Systemkonflikts und die damit verbundene Öffnung zahlreicher Archive wichtige Forschungsergebnisse gebracht hat. Thematischer Fokus und methodische Ausrichtung des hier vorgeschlagenen Forschungsprojekts sind allerdings eindeutig der Literaturwissenschaft verpflichtet. Seine Ziele lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1.) das Nachzeichnen und die Analyse der Diskurse des Kalten Krieges in der österreichischen Literatur in ihren zentralen Redeweisen und Denkfiguren,
2.) ihre Verortung im Kontext der nationalen und internationalen Diskurse des Kalten Krieges und
3.) die Analyse der Austauschprozesse zwischen literarischen und nicht-literarischen Texten, der Zirkulation und Veränderung von spezifischen Metaphern, Allegorien, Denkfiguren des Kalten Krieges. Die literarischen Texte sollen damit auf das kulturelle Feld zurückbezogen werden, das sie hervor gebracht hat.
Die zentralen theoretischen Bezugsfelder des Projekts bilden der New Historicism sowie Überlegungen zur Funktionsweise politischer und sozialer Metaphern, wie sie vom Germanisten Albrecht Koschorke und anderen jüngst angestellt worden sind. Die methodische Vorgehensweise lässt sich kurz als historisch kontextualisierte Diskursanalyse beschreiben, die sich besonders für die spezifisch literarischen Repräsentations- und Verarbeitungsstrategien der Diskurse interessiert. Das vorgeschlagene Projekt stellt die erste systematische Studie zum Thema "Österreichische Literatur und Kalter Krieg" dar und soll sowohl durch das Material als auch durch den Fokus der Untersuchung eine wichtige Lücke in der österreichischen Literaturgeschichtsschreibung schließen.

 

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