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H. H. Behrs interdisziplinäres Schreiben - ein Beitrag zur Geschichte der Latenz

FWF-Projekt (P25264-G15)

Projektleitung: Univ. Prof. Dr. Roland Innerhofer (Institut für Germanistik, Universität Wien)
Projektmitarbeiter: Dr. Werner Garstenauer

Projektlaufzeit: 24 Monate (1. 4. 2013 - 30. 3. 2015)

Kooperationspartner:Associate Professor Dr. Alan Corkhill (The University of Queensland, School of Languages and Comparative Cultural Studies)Kurator Dr. Thomas F. Daniel (California Academy of Sciences, Department of Botany)Prof. Dr. Anselm Haverkamp (New York University, Department of English)Univ.-Prof. em. Dr. Jürgen Hein (Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Germanistisches Institut)Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck (Universität Freiburg, Englisches Seminar)Prof. Dr. Konrad Hugo Jarausch (University of North Carolina at Chapel Hill, Department of History)Univ.-Prof. a.D. Dr. Klaus Scherpe (Humboldt Universität zu Berlin, Institut für deutsche Literatur)Prof. Dr. Werner Sollors (Harvard University, Department of African and African American Studies)Univ.-Prof. Dr. Karl Wagner (Universität Zürich, Seminar für Deutsche Literatur)

Projektbeschreibung:Das Projekt unternimmt erstmals eine Rekonstruktion und Zusammenschau von Leben, wissenschaftlichem und literarischem Werk des deutsch-amerikanischen Arztes, Botanikers und Autors Hans Hermann Behr (1812-1904). Darauf aufbauend werden unter interdisziplinär-kulturtheoretischen Prämissen das in seinem Œuvre anzutreffende Interdependenzverhältnis von Wissen und Poiesis und die diesem zugrundeliegenden wissenschaftlichen und kulturellen Transferbeziehungen analysiert. Die Bandbreite von Behrs Wissensthematisierung reicht von realistischem bis zu protoavantgardistischem Schreiben und ist ein bislang unbeachteter transnationaler Aspekt der Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Vor dem Hintergrund des wissenschaftlichen Paradigmenwechsels im Zeichen von Globalisierung und intensivierter Kulturkontakte erachten wir die Entwicklung des Behrschen Werks als symptomatisch für den komplexen Diskurshaushalt der Moderne, insbesondere für die Rede vom Fremden. Textsicherung und literaturhistorische Auswertung schließen nicht nur eine Lücke in der Germanistik wie in der Amerikanistik, sondern werfen auch komparatistische Fragen auf, die auf kulturwissenschaftlichem Hintergrund beantwortet werden sollen.Unser Vorhaben gründet sich darauf, Behrs populärliterarische Wissensvermittlung und -reflexion in ihrer kritisches Denken propagierenden Verzahnung von homo scientificus, litterarius und politicus zu untersuchen. Dabei stellt die diskursanalytische und wissensökonomische Analyse der spezifischen Koppelung von Leitdiskursen des 19. Jahrhunderts die erste interdisziplinäre Herausforderung dar. Dass die Formen von Roman und Groteske dazu eingesetzt werden, Aporien zeitgenössischer aktueller Forschung kommensurabel zu halten und zu popularisieren, macht Behr zum untersuchungswürdigen raren Exempel des aufklärerisch schreibenden Naturforschers.Deutet man den von Behr eingesetzten Humor als Verweis auf die Latenzerfahrung und damit als epistemologisches Konstituens der Moderne, führt dies zur zweiten interdisziplinären, diesmal wissensgeschichtlich dimensionierten Herausforderung: der Systematisierung seiner poetologischen und latenztheoretischen Funktion. Angesichts der Tatsache, dass in der kulturwissenschaftlich geprägten Philologie der Beitrag von (Populär-)Literatur zum Wissens- und Gedächtnishaushalt während epochaler Umbruchsphasen wie der Moderne noch nicht erschöpfend erforscht ist und dass eine "Wiedergutmachung historischen Unrechts" (Heinz Schlaffer: Die kurze Geschichte der deutschen Literatur. München 2002, 20) als eine der Hauptaufgaben heutiger Germanistik eingemahnt wird, erscheint uns eine Auseinandersetzung mit Behr wissenschaftsstrategisch wie -theoretisch vielversprechend. Die sein Werk auszeichnende Epistemologie und Poetik endlich umfassend freizulegen, eröffnet die Möglichkeit, auf Basis einer stringenten, von der Wissensökonomie des Humors abgeleiteten Terminologie die von genealogisch-archäologischen Ansätzen erarbeitete Vielfalt latenztheoretischer Konzepte zu kalibrieren.

 

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