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Lydia Haider

Dissertation: Rhythmische Subversion in Texten Thomas Bernhards und Ernst Jandls

Konzept

Wie kann der Rhythmus als subversive Textstrategie eingesetzt werden?
Eine Analyse des Rhythmus im Text – nach Henri Meschonnic, in der deutschen Aneignung durch Hans Lösener – bringt eine auffällige rhythmische Gestalt zum Vorschein: Offensichtlich kommt an genau jenen Textstellen, die auf inhaltlicher Ebene gängige Kategorien unterlaufen, das gleiche rhythmische Muster zum tragen. Jene Textstellen, die in einer evozierten Mündlichkeit als subversive Reden bekannt sind, sind von einer dem Trochäus gleichkommenden Gestalt geprägt, was als „rhythmische Subversion“ benannt werden soll. Dabei handelt es sich nicht um ein durchskandiertes Muster wie das einer Versart, sondern um eine Gestalt, Akzente, eher um ein System.
Darüber ergibt sich ein doppeltes oder sogar mehrfaches, weil auf sprachlich-klanglicher Ebene gleichermaßen eingelöstes Subvertieren, das den Textstellen erst ihre Schlagkraft und Vielschichtigkeit verleiht. Ein Element zur Zuspitzung oder Überschreitung von Grenzen, zur Destruktion oder Dekonstruktion in Bezug auf sprachliche Konventionen, Form oder Genre, hinsichtlich gängiger Aufführungsnormen, Sprach- oder Sprechgewohnheiten: Nachgewiesen wird, dass dies – in Texten Thomas Bernhards als auch Ernst Jandls – auch auf einer rhythmischen Ebene liegt und somit von einer doppelten Subversionsdimension gesprochen werden kann. Eine Brücke wird darüber zur zeitgleich in Österreich aufkeimenden Rapkultur geschlagen.
Die analysierten subvertierten Bereiche sind (auf methodischer Basis nach Thomas Ernsts Literatur und Subversion): bildungsbürgerliche Werte, der Nationalsozialismus und dessen Aufarbeitung in Österreich, die eigene Herkunft, Geschlechterbilder und Stereotypen, Kunst und Kunstverständnis und die Rolle des Staates in diesem Bereich.


Ao. Univ.-Prof. Mag.
Dr. Pia Janke
Institut für Germanistik
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