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Lesung Barbara Frischmuth am 3.6.2015 um 19h (Alte Kapelle, Campus)

Foto: Peter Clar

Die im Rahmen des PS Neuere Deutsche Literatur: Barbara Frischmuth stattfindende Lesung beschloss zugleich den 3. Tag der Tagung Sprachen & Literaturen in Österreich, 165 Jahre Institut für Germanistik. Moderiert und eingeleitet hat Anna Babka.

 

 

"Keiner weiß, was wirklich ist“ oder „es war einmal, es war keinmal“ oder „denken, was nicht sein darf, oder was nicht ist, erfinden“ – diese drei Fragmente fließen, wechseln sich ab unter Barbara Frischmuths Signatur auf der Startseite ihrer Website. Allein diesen Bruchstücken entlang könnte man wunderbare Zugänge zu Barbara Frischmuths Werk, Denken und Schreiben finden. Vorstellen, klassisch, möchte ich sie nicht, alle kennen sie, eine der bedeutendsten lebenden Schriftstellerinnen Österreichs.

Eingeladen habe ich Barbara Frischmuth im Rahmen meines Proseminars mit dem schlichten Titel Barbara Frischmuth und fein, dass diese Lesung nun teilhat an den germanistischen Jubiläumsfeiern. „Wie bist du auf sie gekommen“, fragte mich neulich ein Kollege? „Ich habe einen Sommer mit ihr verbracht“, antwortete ich, „es war ein Sommer, in dem ich einfach nur lesen wollte, Belletristik“, und endlich, ausführlich, so fuhr ich fort, das Oeuvre von Barbara Frischmuth.

Und so begann ich, vor einem Jahr, meine Lektüre desselben mit ‚Woher wir kommen‘ von 2012, ein Text, in dem sich viele grundlegende Aspekte des Schaffens von Frischmuth finden, vielleicht sogar, auf die eine oder andere Art, kulminieren. Das Verhältnis von Orient und Oxident etwa, als Begegnungen, als Beziehungen von Menschen in ihren Verhältnissen mit- und untereinander, in der un-überwindbaren Entfernung voneinander, in ihrem Un-Verständnis füreinander, ihrem Begehren und ihren Sehnsüchten… perspektiviert aus der Sicht der ProtagonistInnen, zugleich der Generationen und verschiedenen Verwandtschaftsverhältnisse, Mutter, Tochter, Tante, Großmutter… deren Namen strukturieren, als Kapitelüberschriften, den Text und ähnliche Strukturen finden sich oft in den Romanen von Frischmuth, denn, – "keiner weiß, was wirklich ist" – , und es können immer nur Annäherungen sein, Blickwinkel, Perspektiven, keine Wahrheiten.

Mutig sind sie, die Protagonistinnen in Frischmuths Texten, feministisch, so sagt es in Teilen die Sekundärliteratur und das Feuilleton, sei das Werk angelegt, und ja, im jeweiligen zeitlichen Kontext wird in Frischmuths Texten oft „gedacht, was nicht sein darf, oder was nicht ist, wird erfunden“, und das betrifft sehr oft die Lebensgeschichten, die Frischmuths Texte ihren Protagonistinnen erschreiben. Vielfach sind es die Geschichten von Frauen und deren Lebensmöglichkeiten, die die Texte erkunden und manchmal sind es auch Feen, Fabelwesen, phantastische Welten, ….„es war einmal, es war keinmal“, ….. als Schreibformen des Weiblichen / über das Weibliche, des  Marginalisierten / über das Marginalisierte, des Anderen / über das Andere. Sosehr die Inhalte des Frischmuthschen literarischen Kosmos Faszination ausüben, die LeserInnen in ihren Bann ziehen, sosehr tun die wunderschönen Sätze, aus den die Texte geflochten sind, ihr übriges. 

Ein Befund, zu dem auch die Studierenden des Proseminars gekommen sind, und selbst wenn diese Sätze nicht Wahrheiten oder Wirklichkeiten versprechen, so loten sie doch Denk- und Handlungsräume aus, verführen zu deren Erkundung und dem Verlangen, immer weitere und weitere, wenn auch nur momenthaft, festzuhalten.

            Das sind die Sätze, die die Studierenden für die Moderation ausgesucht haben:

"Die Macht neu verteilen, so dass sie keine Gefahr mehr für die Welt bedeutet."

"Ich als Gärtnerin kann gar nicht anders, als mich für die Macht, um nicht zu sagen die Übermacht der Teilbaren aus allen möglichen Blickwinkeln zu interessieren."

"Das lebendige Licht sagt: Die Wege der Schrift zielen auf den hohen Berg, wo Blumen und kostbare Gewürzkräuter wachsen..."

"An Orten des Übergangs ist die Seele ungeschützt, alles Mögliche kann ihr passieren."

"Im Schlafwandeln war sie nie besonders gut gewesen, meist schlug sie sich dabei ein Knie blutig."

"Anna, ihre wunderschöne Anna, hatte sich zu Tode geliebt, und nicht einmal ihre Mutter würde etwas davon begreifen."

 " [...] Auch dafür würde es irgendwann Zeit geben, musste es irgendwann Zeit geben. Schon allein die Hoffnung würde sie wild im Herzen und klar im Kopf halten."

"Wenn es der Text erfordert, schrecke ich vor nichts zurück.“

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